Die starke Nachfrage und niedrige Hypothekenzinsen haben im vergangenen Jahr den Wohnungsbau in Deutschland weiter angetrieben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde erstmals seit dem Jahr 2000 wieder die Marke von 300 000 genehmigten Wohnungen überschritten. Insgesamt stieg die Zahl um 8,4 Prozent auf rund 309 000 Wohnungen. Die 2009 begonnene positive Entwicklung habe sich damit fortgesetzt, teilte die Wiesbadener Behörde mit.
2013 hatte das Plus bei 12,9 Prozent gelegen, 2014 waren es 5,4 Prozent gewesen. Aus Sicht der Wohnungswirtschaft reichen die Zuwächse allerdings nicht aus, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
«Gerade angesichts der stark steigenden Zuwanderung muss die Politik sofort wirksame Maßnahmen ergreifen», forderte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko. Bund, Länder und Kommunen müssten den Wohnungsbau in den Ballungsregionen zielgerichtet fördern. «Hauptursache des immer akuteren Wohnungsmangels in vielen Großstädten ist, dass in den vergangenen Jahren viel zu wenig gebaut wurde.»
Die andauernde Flüchtlingszuwanderung erhöhe den Handlungsdruck insbesondere in den Wachstumsregionen noch weiter, sagte Gedaschko. Bis 2020 müssten jährlich insgesamt rund 400 000 Wohnungen und damit etwa 140 000 Mietwohnungen mehr als in diesem Jahr gebaut werden - davon 80 000 Sozialwohnungen.
Angeschoben wird die Baukonjunktur seit geraumer Zeit durch das extrem niedrige Zinsniveau. Erst im März hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf 0,0 Prozent gesenkt. Investiert wird ins Bauen und Renovieren auch deshalb, weil Sparen wegen der Niedrigzinsen kaum noch etwas abwirft. Daher stecken viele Menschen lieber Geld in «Beton-Gold».
Besonders deutlich fiel der Zuwachs im vergangenen Jahr bei den Baugenehmigungen von Mehrfamilienhäusern (plus 6,9 Prozent) und Einfamilienhäusern (plus 8,1 Prozent) aus. Die Genehmigungen für Zweifamilienhäuser legten um 5,3 Prozent zu. (DPA)