Fast neuneinhalb Millionen Bundesbürger schwitzen regelmäßig im Fitnessstudio - oder haben zumindest einen Vertrag in einem der gut 8300 Clubs unterschrieben. Während sich die Branche im Vorfeld der Kölner Fitnessmesse Fibo (7.-10.4.) über den anhaltenden Anstieg der Kundenzahlen freut, beklagen Experten weiter die Bewegungsarmut der Deutschen. «Leider sind und bleiben wohl zwei Drittel der Deutschen inaktiv und bewegungsarm», sagt Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln.
«Unsere Studien zeigen, dass dies sich durch alle Schichten zieht», so der Experte.
Daran ändere auch die steigende Zahl der Fitness-Verträge nichts. Nur knapp jeder dritte Kunde der Studios gehe nach seiner Einschätzung regelmäßig zum Training. «Und so sind und bleiben wir eine bewegungsfaule Nation - und es wird eher schlimmer», klagt Froböse.
Unterdessen kann sich die Fitnessbranche nach den Ergebnissen einer von der Unternehmensberatung Deloitte vorgelegten Studie im vergangenen Jahr über einen Umsatzanstieg um 2,7 Prozent auf rund 4,8 Milliarden Euro freuen. Auch in Zukunft rechne man mit einer steigender Zahl an Fitness-Studios in Deutschland, kündigt der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), Refit Kamberovic, an.
Vor allem durch eine wachsende Anzahl älterer Mitglieder werde auch in den kommenden Jahren mit weiteren Zuwächsen gerechnet. Mehr als 70 Prozent der neuen Mitglieder unterschreiben dabei einen Vertrag für 24 Monate. Hintergrund ist die Preisgestaltung vieler Studios, die bei längeren Vertragslaufzeiten in der Regel günstigere Preise anbieten.
Wer einen Vertrag unterschreibe, komme auch zum Training, berichtet Kamberovic. In den ersten acht Wochen sei die Trainingsintensität am höchsten. Eine Minderheit von etwa 15 bis 20 Prozent der Kunden zähle dann zu den besonders aktiven Nutzern mit mehr als vier Besuchen pro Woche. Zum Wochenstart am Montag und Dienstag seien die Studios am besten besucht. Zur Zahl der inaktiven Mitglieder macht der DSSV-Geschäftsführer keine Angaben.
Gute Wachstumschancen hätten derzeit vor allem Discount- und auf der anderen Seite Premiumanbieter, berichtet Karsten Hollasch von der Unternehmensberatung Deloitte. Im Trend seien auch Spezialangebote für bestimmte Zielgruppen oder digitale Fitnessprogramme.
Die große Mehrheit der Kunden (67 Prozent) zahle dabei monatliche Beiträge zwischen 26 Euro und 66 Euro, heißt es in der Studie. Jeweils eine Minderheit müsse entweder in den Premium- oder Luxusstudios deutlich tiefer in die Tasche greifen, oder komme bei den Discountern unter den Clubs günstiger weg. Bei den Online-Studios schlage das Training in den eigenen vier Wänden häufig mit Beträgen zwischen fünf und 15 Euro zu Buche.
Wer sich vom Sportmuffel zum aktiven Sportler wandeln wolle, müsse neben ganz viel Bewegung im Alltag eine Kombination aus Ausdauer- und Muskeltraining regelmäßig in seinen Tagesablauf einplanen, riet Froböse. Doch Sport allein sei nicht die Lösung, betont Andreas Winkler von der Organisation Foodwatch, und verweist auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung. Im Kampf gegen die Fettleibigkeit trage auch die Ernährungsindustrie Verantwortung. In Deutschland gelten nach seinen Angaben etwa 15 Prozent der Kinder und etwa 60 Prozent der Erwachsenen als zu dick. (DPA)