Super ernährt mit Superfoods? - Heimische Alternativen

Frischer und vitaminreicher als importierte Lebensmittel sind regionale Superfoods wie Blaubeeren. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Frischer und vitaminreicher als importierte Lebensmittel sind regionale Superfoods wie Blaubeeren. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Sie sollen schlank und fit machen, die Jugendlichkeit erhalten, das Immunsystem stärken, Krankheiten vorbeugen und die Laune heben. Die Erwartungen an Superfoods sind immens. Gojibeeren, Chiasamen, Moringa-blätter und andere Exoten gehören ebenso in diese Gruppe wie Zutaten aus der Alltagsküche - etwa Spinat, Kräuter und Brokkoli. Eine feste Definition gibt es zwar nicht, klar ist aber: Superfoods sind natürliche Nahrungsmittel, die mit wertvollen Inhaltsstoffen einen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten können.

 

«Superfoods wie zum Beispiel bestimmte Nüsse, Beeren oder auch Matcha enthalten große Mengen an Antioxidantien sowie wichtigen Vitaminen und Mineralien», sagt Bestsellerautor und Vegan-Koch Attila Hildmann. Damit können sie die körpereigenen Reparaturmechanismen hervorragend unterstützen.

 

Auch die Hamburger Ökotrophologin Iris Lange-Fricke schätzt die Wirkung der Antioxidantien, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln zuhauf vorhanden sind. «Sie haben die Fähigkeit, freie Radikale im Körper zu binden und unschädlich zu machen», erläutert die Ernährungsexpertin. So verhinderten diese sekundären Pflanzenstoffe, dass die freien Radikale, die unter anderem durch Stoffwechselprozesse, starke Sonneneinstrahlung, Stress oder Rauchen entstehen, Körperzellen angreifen und zerstören können.

 

Superfoods lassen sich leicht in den täglichen Speiseplan einbauen. Ein Salat mit Quinoa und dem Superfood Brokkoli ist gut zum Mitnehmen oder fürs Büro geeignet, sagt Hildmann. Und als wahre «Superfood-Bombe» empfiehlt er einen Matcha-Banane-Schoko-Shake, der in nur drei Minuten aus Hafermilch, Mandelmus, Agavendicksaft, Vanille, Matchateepulver, Kakao und Banane gemixt ist. Grundsätzlich könne man die meisten Gerichte einfach aufwerten, indem man beispielsweise ein paar gehackte Superfood-Nüsse wie Walnüsse verwendet oder bei süßen Gerichten etwa Blaubeeren darüber streut, rät Hildmann. Das sei «super simpel und gleichzeitig lecker».

 

Die wertvollen Inhaltsstoffe von Nüssen, Beeren und Samen tragen auch nach Ansicht von Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung bei. Den Begriff Superfoods sieht sie jedoch vor allem als «Marketing-Gag», mit dem exotische Lebensmittel, verpackt in eine Geschichte über ihre Wunderwirkung, teuer verkauft werden können. Ein paar der sogenannten Superfoods in den Speiseplan aufzunehmen, «reicht nicht für eine gesunde Ernährung», betont Clausen.

 

Kritisch sieht die Ernährungswissenschaftlerin vor allem Superfood-Extrakte wie etwa Moringa-Pulver oder Granatapfel in Kapseln. «Das Beste aus einem Kilogramm Gemüse kann nicht in ein paar Gramm Pulver stecken», sagt sie. Extrakte seien ernährungsphysiologisch gesehen niemals so wertvoll wie das ursprüngliche Lebensmittel.

 

Dass die Superfood-Welle auch europäische Lebensmittel ins Bewusstsein der Verbraucher rückt, bewertet Clausen jedoch positiv. Grüne Blattsalate, Kräuter, Nüsse und Samen seien reiche und wichtige Nährstoffquellen, die häufig unterschätzt werden. «Zu vielen der exotischen Superfoods gibt es heimische Alternativen.» So könnten etwa Chiasamen durch Leinsamen ersetzt werden, und Oliven enthielten eine ähnliche Nährstoffzusammensetzung wie Acaibeeren aus den Regenwäldern Amazoniens. Auch alle Kohlsorten sollten dabei nicht vergessen werden. «Grünkohl ist in New York City ein gehyptes Superfood», weiß Clausen.

 

Superfoods, die in unseren Breiten angebaut werden können, sind auch aus Sicht von Lange-Fricke ein wichtiger Bestandteil einer insgesamt ausgewogenen und bunt durchmischten Ernährung. Viele Superfoods, wie Blaubeeren, Grünkohl, Feldsalat oder Spinat, findet man auf dem Wochenmarkt. Sie seien meist frischer und vitaminreicher als importierte Lebensmittel.

 

Wenn möglich sind auch für Hildmanns vegane Küche «frische Bio-Produkte aus der Region» die erste Wahl. Neben den ökologischen Vorteilen spreche für sie, dass sie voll ausgereift geerntet werden und deshalb oft mehr Antioxidantien, Vitamine und Mineralien enthielten als Produkte mit langem Lieferweg. Bei getrockneten und gedörrten Produkten spiele dieser Aspekt allerdings eine untergeordnete Rolle. Und gegen ein paar importierte Lebensmittel sei natürlich auch nichts zu sagen. Denn, so Hildmann, «Matcha und viele Gewürze würde man hier ja gar nicht bekommen». (DPA/TMN)

 

Literatur:

Attila Hildmann: Vegan for Starters, Becker Joest Volk Verlag, 128 Seiten, 9,95 Euro, ISBN-13: 978-3-954530939.