Was denken die anderen: Prestige spielt große Rolle beim Job

Bei der Berufswahl achten Jugendliche stark auf das Prestige eines Jobs. Entscheidende Kriterien sind in ihren Augen, wie viel Bildung und Kreativität für einen Job erforderlich sind und wie viel Einkommen er verspricht. Foto: Monique Wüstenhagen
Bei der Berufswahl achten Jugendliche stark auf das Prestige eines Jobs. Entscheidende Kriterien sind in ihren Augen, wie viel Bildung und Kreativität für einen Job erforderlich sind und wie viel Einkommen er verspricht. Foto: Monique Wüstenhagen

Feuerwehrmann, Sanitäter oder Kranken-pfleger: Nach einer neuen GfK-Umfrage sind das die Berufe, denen die Bevölkerung am meisten Vertrauen entgegenbringt. Für die Berufswahl von Jugendlichen spielen diese Berufe jedoch kaum eine Rolle. Joachim Gerd Ulrich forscht beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zum Thema. Er erklärt im Interview, warum das so ist. Dem Beruf des Feuerwehrmanns bringt die Bevölkerung besonders viel Vertrauen entgegen. Wie beeinflusst eine solche Einschätzung Jugendliche bei der Berufswahl?

 

Bei dieser Umfrage geht es darum, wie viel Vertrauen die Bevölkerung einem Beruf entgegenbringt. Dabei legen die meisten das Kriterium an: Welche Folgen hat die Arbeit dieser Berufsgruppe für meine Interessen? Wenn ich im Haus bin, und es brennt, retten mir Feuerwehrleute unter Umständen das Leben. Deswegen landen die oben, genau wie Sanitäter oder Krankenpfleger. Journalisten schreiben oft Sachen, die den Leuten nicht gefallen. Deswegen landen die hinten.

 

Orientieren sich Jugendliche bei der Berufswahl daran?

Ob die Bevölkerung einem Beruf Vertrauen entgegenbringt, spielt bei der Berufswahl von Jugendlichen keine Rolle. Zwar ist das Image eines Berufs sehr wichtig. Da geht es jedoch um etwas anderes. Es geht um das Ausmaß von sozialer Anerkennung, das Jugendliche erfahren, wenn sie einen bestimmten Beruf wählen. Es geht um die Frage: Was denken die anderen über den Beruf und den Menschen, der ihn ausübt? Aus Sicht der Jugendlichen gibt es in unserer Gesellschaft vor allem Anerkennung für Bildung, Kreativität, Intelligenz und Einkommen.

 

Ein Beispiel: Je mehr Bildung für einen Beruf erforderlich ist, desto höher ist das Ansehen. Je mehr Kreativität, desto höher ist das Ansehen, und so weiter. Die Berufe Mediengestalter oder kaufmännische Berufe haben bei Jugendlichen deshalb ein gutes Image. Berufe wie Bäcker oder Fleischer sind für viele Jugendliche Hauptschüler-Berufe, die nach ihrer Ansicht kein so gutes Image haben.

 

Welche Rolle spielt Prestige für die Berufswahl?

Eine sehr große. Die Berufe sind für Jugendliche Symbole dafür, welche Stellung sie in der Gesellschaft später einmal innehaben.

 

Ist Prestige ein guter Ratgeber bei der Entscheidungsfindung?

Das Problem ist, natürlich sollte ein Beruf Spaß machen. Aber wir sind soziale Wesen, und die suchen Anerkennung. Und dieses Bedürfnis ist so stark, dass man eher Kompromisse bei den beruflichen Interessen macht, als beim Maß an sozialer Anerkennung, was man erfahren möchte. Man darf die umfassende Bedeutung des Berufs für die soziale Attraktivität nicht unterschätzen. Wenn man auf einer Party sagt, man arbeitet bei der Müllabfuhr, und andere sagen, sie machen etwas Akademisches, dann hat der Akademiker die besseren Karten.

 

Was würden Sie Jugendlichen raten?

Man muss das Prestige eines Berufs bei der Berufsorientierung berücksichtigen. Man muss sich klarmachen, das gibt es, aber man sollte sich nicht zum Sklaven des Prestiges machen. Ich rate Jugendlichen: Habt den Mut, nach innen zu schauen, was eure Stärken sind, und richtet euch nicht nur danach, was von euch von außen erwartet wird. Wenn man Freude daran hat, als Tischler zu arbeiten, dann würde ich meinen Kindern sagen: Ich finde es gut, den Mut aufzubringen, das zu tun, auch wenn ihr als Architekt vermutlich mehr soziale Anerkennung bekommt.