Die Unternehmen im Euroraum profitieren einer Studie zufolge teils erheblich vom Zinstief. Die reine Zinsersparnis auf Bankkredite belaufe sich für Januar 2009 bis Dezember 2015 auf gut 400 Milliarden Euro, rechnete der Chefvolkswirt der Direktbank ING-Diba, Carsten Brzeski, vor. Das seien knapp zehn Prozent des momentan ausstehenden Kreditvolumens. Die höchsten Einsparungen gab es demnach für italienische Unternehmen (86 Mrd. Euro), gefolgt von französischen (79 Mrd.) und deutschen Unternehmen (73 Mrd.).
«Während Sparer in der Eurozone also weniger über die Niedrigzinspolitik der EZB erfreut sind, haben Unternehmen von «Super Mario» profitiert», bilanzierte Brzeski. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unter ihrem Präsidenten Mario Draghi die Zinsen quasi abgeschafft: Der Leitzins liegt bei 0,05 Prozent. Zudem flutet die Notenbank die Märkte über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren mit billigem Geld - mindestens noch bis März 2017.
Brzeski erklärte, Mitte 2008 seien beispielsweise Unternehmenskredite über mehr als eine Million Euro und mit mehr als fünf Jahren Laufzeit für durchschnittlich 5,6 Prozent ausgereicht worden. Im September 2015 waren vergleichbare Kredite für 2,2 Prozent Zinsen zu haben. Die durchschnittliche Laufzeit von Unternehmenskrediten im Euroraum stieg von knapp fünf Jahren (2008) auf fast fünfeinhalb Jahre (2015).
«Die lockere Geldpolitik der EZB hat ihren Weg zwar in den Unternehmenssektor der Eurozone gefunden», stellte Brzeski fest. Allerdings seien die Investitionen trotz der Zinsersparnisse noch nicht angesprungen - etwa wegen Unsicherheiten über die Zukunft der Währungsunion und der noch immer hohen Verschuldung vieler Firmen. «Daher ist es auch noch lange nicht gesagt, ob eine nächste Runde geldpolitischer Lockerung endlich die erhoffte Wirkung haben wird», kommentierte Brzeski. Draghi hatte Hoffnungen geschürt, dass die EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 10. März nachlegen wird. (DPA)