Wenig Risiko, mehr Kosten: Für wen sich ETF-Dachfonds lohnen

Dachfonds investieren das Geld der Anleger in andere Fonds. Inzwischen gibt es Dachfonds auch für börsengehandelte Indexfonds. Foto: Andrea Warnecke
Dachfonds investieren das Geld der Anleger in andere Fonds. Inzwischen gibt es Dachfonds auch für börsengehandelte Indexfonds. Foto: Andrea Warnecke

Wer in Niedrigzinszeiten nach Anlageoptionen sucht, kommt schnell auf Aktien. Und wer eine kostengünstige Alternative zum klassischen Aktieninvestment sucht, stößt irgendwann auf Exchange Traded Funds (ETF). Die börsengehandelten Fonds bilden einen Index wie den DAX nach. Für den Anleger sind sie günstig, weil sie ohne Analysten und Fondsmanager auskommen. Verglichen mit Wertpapieren haben ETFs ein geringes Marktvolumen, trotzdem gibt es zunehmend ETF-Dachfonds. Wo liegen ihre Chancen und Risiken? Antworten auf wichtige Fragen. Was ist ein ETF-Dachfonds?

 

Vereinfacht dargestellt, ist es ein Fonds, der in andere Fonds investiert. Der Anleger steckt sein Geld über den Dachfonds in mehrere ETF-Töpfe. Diese wiederum bilden verschiedene Anlageklassen, Regionen oder Sektoren ab. «ETF-Dachfonds mischen, je nach Anlagestrategie, die Indexbausteine mit unterschiedlicher Gewichtung», erläutert Michael Hakert von der Ratingagentur Morningstar. Wegen dieser Mischung spricht der Fondsverband BVI von «doppelter Risikostreuung» - einmal durch den Mix im Dachfonds und einmal durch den Mix innerhalb der einzelnen ETFs.

 

Wie funktioniert der Dachfonds?

Im Grunde genauso wie einzelne ETFs - er bildet den Verlauf von Indizes ab. Geht der Kurs nach oben, steigt der Wert und umgekehrt. Doch einen Unterschied gibt es: Dachfonds werden üblicherweise aktiv gemanagt. Ein Fondsmanager entscheidet, wie jeder einzelne Indexfonds gewichtet wird - etwa ob mehr Aktien-ETFs, mehr auf Rohstoffe ausgelegte Investmentfonds, mehr Anleihen-ETFs oder Immobilien-Fonds in den großen Mischtopf kommen. Doch darin liegt nach Ansicht von Haker ein Risiko: «Ein Fondsmanager kann falsche Entscheidungen treffen.» Außerdem muss der Anleger die Managementkosten zahlen.

 

Welche Vorteile gibt es für Anleger?

Als Vorteil werten Experten die relativ breite Streuung des Risikos. Sparer sollten jedoch genau darauf achten, welche ETFs im Portfolio des Dachfonds enthalten sind. Denn mit der Anlageklasse und deren Gewichtung verändert sich das Rendite-Risiko-Profil. «Bei aktienlastigen Fonds müssen Anleger mit stärkeren Schwankungen rechnen als bei defensiven Produkten, die Anleihen höher gewichten», sagt Haker. Informationen über die Fonds-Zusammenstellung stehen meistens auf den Internetseiten der Wertpapierherausgeber.

 

Welche Kritikpunkte gibt es?

Die Kosten der Dachfonds sind Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, ein Dorn im Auge. Obwohl Anleger eigentlich in günstige Indexfonds investieren, müssen sie bei ETF-Dachfonds teilweise mit Entgelten von 1,4 Prozent rechnen. Das sei vergleichbar mit herkömmlichen Aktienfonds. Der Vorteil, dass ETFs günstig sind, fällt damit weg, sagt Nauhauser. Er kritisiert: Einige Fonds fordern zusätzlich eine Perfomance Fee, ein ertragsabhängiges Zusatzentgelt. Dies werde «für eine Leistung verlangt, die nicht erbracht wurde», sagt er. Entgelte plus aktives Management «stellten das ETF-Prinzip auf den Kopf».

 

Lohnen sich die ETF-Dachfonds für Anleger?

Ratings von Morningstar zufolge sei die Rendite der Dachfonds selten besser als bei vergleichbaren Indizes. Selbst dann nicht, wenn sie in hochbewertete Einzel-ETFs investieren. Ein Grund: Das Management schichtet sie häufig um. Das wirke sich negativ auf die Kosten der Dachfonds aus, sagt Haker. Nauhauser geht einen Schritt weiter - er würde den Kauf einzelner ETF anstelle von Dachfonds bevorzugen. Weil die ETFs passiv gemanagt werden, verursachten sie niedrigere Kosten, zugleich schnitten sich auch nicht schlechter ab als der Markt.

 

Welche Kriterien sind entscheidend bei der Suche nach Dachfonds?

Für Haker zählen unter anderem die strategischen Kriterien des Fondsmanagements. «Wenig Aktionismus und ein unterdurchschnittliches Risiko zeigen die besten Ergebnisse», sagt er. Ein antizyklischer Ansatz sei auch hilfreich. Wichtig ist, in welche Fonds das Geld wandert und wie breit die Risikostreuung sein soll, erklärt Nauhauser. Außerdem sei die eigene Risikobereitschaft entscheidend. Diese können Anleger etwa über Robo Advisor testen - einer Software aus den USA. Der Computer präsentiert auf Basis passiver Indexfonds eine Anlagestrategie. Der Sparer kann sich so eine Art eigenen Dachfonds zusammenbauen. Für das Online-Management zahlt er eine Gebühr. «Die Angebote helfen, ETF-Portfolios zu strukturieren. Sie sind aber kein Ersatz für Anlageberatung», warnt Nauhauser. (DPA/TMN)