Elektroautos gelten als sauber und leise. Aber auch als teuer in der Anschaffung. Im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben kosten E-Autos gleich ein paar tausend Euro mehr. Da könnte der Kauf eines gebrauchten Stromers in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Anfang 2015 bezifferte das KBA den Bestand mit 18 948 Autos - bei einem Gesamtbestand von 44,4 Millionen Pkw. So sind sie rar, doch es gibt sie, die Zweithand-Angebote mit Stecker. Dazu zählen unter anderem BMW i3, Ford Focus Electric, Renault Twizzy, Renault Fluence, Smart Fortwo Electric Drive und der VW E-Golf.
Das bekannteste Modell dürfte der Tesla sein. Weltweit das meistverkaufte E-Auto ist jedoch der Nissan Leaf mit über 200 000 Exemplaren. Lohnt sich der Kauf?
«Seriöse Aussagen zu Schwachstellen bei gebrauchten Fahrzeugen, Mehrkosten oder der Rentabilität sind noch nicht pauschalisierbar», sagt Johannes Boos vom ADAC. Verlässliche Werte gebe es wegen der begrenzten Zahl der Fahrzeuge auf dem Markt nicht. «Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos sollten Käufer auf eine möglichst neue Hauptuntersuchung achten und bei seriösen Händlern oder Innungsmitgliedern kaufen», sagt Boos. Wichtig sei auch, die Kompetenz der lokalen Werkstatt zu prüfen, da aufgrund der verbauten Hochvolttechnologie speziell geschulte Mechatroniker notwendig sind.
Volker Blandow vom Tüv Süd sieht wenig Probleme: «Alle aktuell verfügbaren Fahrzeuge weisen durchweg eine hohe Qualität auf.» Dazu zählen vor allem Autos wie E-Golf oder Passat GTE, die es auch mit Verbrennungsmotoren gibt. Bei den japanischen Herstellern wie Mitsubishi und Nissan sollte man auf das Modell und den Jahrgang achten: Im Laufe Zeit wurden die Modelle technisch verbessert, fahren weiter und verbrauchen weniger Energie. Je neuer die Fahrzeuge seien, desto besser sei die Qualität der Akkus und die der E-Motoren.
Interessenten sollten sich über die Reichweite und die mögliche Ladegeschwindigkeit Gedanken machen. «Von einer nominellen Reichweite wie beispielsweise 160 Kilometer kann man im Winterbetrieb 20-30 Kilometer abziehen, dies braucht die Heizung und die Batterie, die kalt etwas schlechter arbeitet», sagt Blandow. Bei moderneren Autos wie dem BMW i3 oder dem Tesla macht sich das weniger bemerkbar. «Die Technik in den Fahrzeugen reift sehr schnell, die Reichweitenangaben im Fahrzeug werden zunehmend zuverlässiger», sagt Blandow.
«Inzwischen haben alle Fahrzeuge sehr zuverlässige Batterien. Wer beim Händler ein Gebrauchtfahrzeug erwirbt, geht in diesem Punkt eine Stufe sicherer», sagt der Experte vom Tüv Süd. Die Markenwerkstätten können über die Datenschnittstelle wichtige Batteriedaten auslesen. Die Batterie des BMW i3 soll ein ganzes Autoleben halten. Das heißt: mindestens zwölf Jahre und 150 000 Kilometer. «Auch wer oft mit 50 kW lädt, wird innerhalb eines normalen Autolebens keine Einschränkungen feststellen», sagt Manfred Poschenrieder von BMW. Bei Autos wie dem Renault Zoe lässt sich die Batterie mieten, so dass diese bei Defekten oder einer neuer Generation mit höherer Speicherkapazität getauscht wird. Nachteil: monatliche Folgekosten durch die Miete.
Kleine und spartanisch ausgestattete Fahrzeug wie der Mitsubishi iMiev oder Renault Zoe kosten als Gebrauchte nur noch wenig Geld. Auch den oft in Flotten betriebenen Nissan Leaf wird es in den nächsten Monaten und Jahren preiswert geben. Dann, wenn die ersten Leasingverträge auslaufen. Ein Bezahlmodell, das auch Volker Blandow empfiehlt: «Wer sich unsicher bei einem Kauf ist, sollte sich ein Elektrofahrzeug für zunächst drei bis vier Jahre leasen.» Ein finanzielles Risiko bleibt dabei in Grenzen. (DPA/TMN)