Elger Esser: Wogen, Wracks und wandernde Sterne

Im Garten von Monet: «Giverny VII» (2010) von Elger Esser. Foto: Uli Deck
Im Garten von Monet: «Giverny VII» (2010) von Elger Esser. Foto: Uli Deck

Retro als Kunstgriff: Dem Fotokünstler Elger Esser (48) widmet die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eine große Überblicksschau. Der gebürtige Stuttgarter und Meisterschüler von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunst-akademie ist ein Grenzgänger zwischen Malerei und Fotografie. Mit vordigitalen Fototechniken und historischen Verfahren schafft er faszinierende Bild-Kunstwerke. Eine feine Auswahl mit acht fotografischen Zyklen ist vom 20. Februar bis zum 10. Juli in Karlsruhe zu sehen.

 

Ob riesenhaft vergrößerte historische Postkarten von Schiffswracks, wandernde Monde oder Aufnahmen der wütenden See: Unschärfen, farbliche Verfremdungen und Langzeitbelichtungen lassen auf versilberten Metallplatten, Büttenpapier oder mittels alter Druckverfahren wie der Heliogravüre fantastische Bilderwelten entstehen.

 

Landschaften und historische Gemäuer werden in ein rätselhaftes Licht gerückt. Dabei ist Esser berühmten kunsthistorischen Orten auf der Spur, von den Küstenregionen der Bretagne bis hin zu Claude Monets Garten in Giverny. Letzteren hat Esser im Dunkeln fotografiert, als filigrane Landschaftsaufnahme in Schwarz-Weiß und als blutorangefarbenes Spiegelbild des berühmten Seerosenteichs. Besonders eindrucksvoll sind auch die Fotos vom Garten «Ninfa» oder die Ägypten-Bilder, deren Gelbstich den Wüstensand ahnen lassen.

 

Seine Liebe zu historischen Landschaften und ihrem Gemäuer erklärt der Künstler so: «Ich bin quasi im Museum groß geworden.» Elger Esser, Sohn einer Fotografin und eines Schriftstellers, wuchs in Rom auf. Er war unter anderem von 2006 bis 2009 Professor für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe. Seine Werke waren schon in bedeutenden Museen und Kunstsammlungen zu sehen, vom Guggenheim Museum in New York über das Stedelijk Museum in Amsterdam bis hin zum Centre Georges Pompidou in Paris.

 

Anlass der Schau «Elger Esser. Zeitigen» in der Karlsruher Kunsthalle ist die Verleihung des Oskar-Schlemmer-Preises am Freitagabend. Der Große Staatspreis für Bildende Kunst ist mit 25 000 Euro dotiert. Elger Esser ist nach Katharina Grosse erst der zweite Preisträger. Mit der relativ neuen Ehrung werden Künstler mit Landesbezug ausgezeichnet, die der aktuellen Kunst wichtige Impulse gegeben haben und bereits international anerkannt sind.

 

Die 1846 eröffnete Karlsruher Kunsthalle gehört zu den bedeutendsten und ältesten Kunstmuseen Deutschlands. Sie beherbergt deutsche Malerei von der Gotik bis zur Moderne, niederländische Malerei von der Renaissance bis zum Barock und französische Malerei vom Frühbarock bis zur Moderne. (DPA)