DGB: Jobs müssen wachsender Pendler-Zahl angepasst werden

Pendler steigen in Köln aus dem Regionalzug Rhein-Münsterland-Express RE 7. Foto: Oliver Berg
Pendler steigen in Köln aus dem Regionalzug Rhein-Münsterland-Express RE 7. Foto: Oliver Berg

Immer mehr Menschen in Deutschland nehmen weite Strecken auf dem Weg zum Job in Kauf - Gewerkschaften fordern nun bessere Arbeitsbedingungen für Berufspendler in Deutschland. Vor allem Fernpendler nähmen für beruflichen Erfolg erhebliche soziale und gesundheitliche Risiken in Kauf, denen mit verbesserter Zeiterfassung und einer flexibleren Organisation begegnet werden könne. Digitalisierung und vernetztes Arbeiten böten neue Möglichkeiten für individuelle Lösungen, erklärte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zur Veröffentlichung einer Studie.

 

Etwa die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet nicht an ihrem Wohnort. Deutlich gestiegen ist der Studie zufolge in den vergangenen Jahren die Zahl der Fernpendler, die mehr als 150 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt arbeiten. Sie kletterte um 200 000 auf gut 1,2 Millionen Menschen.

 

Der DGB setzt auf eine Ausweitung der Möglichkeiten, den Job von zu Hause zu erledigen, sieht dabei aber die Gefahr von entgrenzten Arbeitszeiten. Das Home Office müsse freiwillig bleiben und mit einer genauen Erfassung der mobilen Arbeitszeiten einhergehen. Die Beschäftigten müssten zudem vor ständiger Verfügbarkeit geschützt werden. Allgemein setzt sich der Gewerkschaftsbund zudem für eine Verbesserung der Verkehrswege und der Umstiegsmöglichkeiten zwischen den Verkehrsmitteln ein.

 

Vor allem Großstädte sind Pendlerziele, wobei die Hauptstadt Berlin nur einen vergleichsweise geringen Einpendleranteil von 20 Prozent vorweist. Spitzenreiter ist die Bankenstadt Frankfurt, wo 7 von 10 Beschäftigten einpendeln, wenn auch meist aus der näheren Umgebung.

 

3,1 Millionen Menschen passieren auf ihrem Arbeitsweg eine Landesgrenze, wobei es keineswegs nur Verbindungen zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Nord und Süd gibt. Der Untersuchung zufolge ist auch die Zahl der Einpendler in die ostdeutschen Bundesländer in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

 

Fernpendler sind der Studie zufolge typischerweise männliche Besserverdiener. Häufig bleibt ihre Familie am Heimatort, auch weil die Partnerin den eigenen gut qualifizierten Job nicht aufgeben will und die Kinder in der gewohnten Umgebung aufwachsen sollen. Pendeln stelle für die Betroffenen meist einen Kompromiss dar, der allerdings Probleme mit sich bringe.

 

Überdies benötigen Pendler immer mehr Zeit für den Weg zur Arbeit. Der Anteil der Erwerbstätigen, die morgens 30 Minuten oder länger unterwegs sind, stieg zwischen 1991 und 2012 kontinuierlich von 20,4 auf 25,9 Prozent, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden mitteilte.

 

Einer der Gründe sei das höhere Verkehrsaufkommen in Ballungsräumen, was die Fahrtzeiten verlängere. Zudem arbeiteten häufiger beide Partner, weshalb sie sich anstelle eines Umzugs für das Pendeln entschieden. Während erwerbstätige Mütter seltener unterwegs seien als kinderlose Frauen, gebe es einen solchen Zusammenhang bei Männern nicht. (DPA)