Bad Saarow (dpa) - Früher war auf dem Gelände ein Spielplatz, drin ein Spielzimmer. Heute gibt es stattdessen einen Trimm-Dich-Pfad und eine hauseigene Seifenmanufaktur: Kinder sind im Esplanade-Hotel im brandenburgischen Kurort Bad Saarow nicht mehr zu finden. Der Grund: Seit November gilt hier ein Mindestalter. Unter 16 Jahren einchecken? Geht nicht. Das Haus will sich damit von anderen Hotels im Kurort abgrenzen und «Ruhesuchende» ansprechen. Es ist nicht das einzige in Deutschland, das ein Mindestalter eingeführt hat. Bahnt sich ein Trend an?
Ein junger Mann geht mit einem Laptop unterm Arm durch die Lobby. Er ist geschäftlich hier, wie der Norweger auf Englisch sagt. Er finde es angenehm, dass er sich überall hinsetzen und arbeiten könne - ohne Kinderlärm. Speziell nur deshalb habe er sich dieses Hotel aber nicht ausgesucht. Viele Gäste reagieren positiv auf das Konzept, wie Hoteldirektor Tom Cudok sagt. Aber er bekomme auch Hass-E-Mails.
Das Privathotel südöstlich von Berlin mit Spa-Bereich und 170 Zimmern gibt es dem Direktor zufolge seit mehr als zehn Jahren. Früher gab es einen hoteleigenen Kindergarten, da sei das Hotel stark auf Kinder ausgerichtet gewesen, erläutert er. Die Nachfrage sei aber mit den Jahren zurückgegangen. Nach und nach habe sich das Haus dann zu einem Erwachsenen-Hotel entwickelt. Mit Kinderfeindlichkeit habe das nichts zu tun, sagt der 38 Jahre alte gelernte Hotelfachmann. Man wolle den Gästen Raum für Ruhe und Rückzug bieten.
Der Hoteldirektor geht davon aus, dass das Konzept Schule machen wird. «Das wird immer mehr werden», sagt Cudok überzeugt. Er habe schon Anfragen von Privathotels an der Ostsee und im Thüringer Wald bekommen.
Allerdings bahnt sich wohl kein allgemeiner Trend zu kinderfreien Hotels an, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband feststellt. Eher beobachten die Touristiker nach eigenen Angaben generell eine Spezialisierung und Individualisierung der Häuser. Das sieht auch Trendforscher Peter Wippermann so. Der Reisemarkt versuche, Angebote für «gleichgesinnte Gemeinschaften» und für unterschiedliche Lebensphasen zu schaffen, sagt er. Das spiegele sich eben auch in kinderfreien Hotels wider. Früher sei ein Hotel ein Mehrgenerationenhaus gewesen. Jetzt gebe es den Hang zu separieren. Das zeigten auch Hotelangebote wie etwa Romantik-Tage für Paare.
Auf Kontrast wird nicht nur im Reisemarkt gesetzt. Eine Berliner Kaffeerösterei machte vor Jahren Schlagzeilen, als sie eine kinderwagenfreie Zone ausrief und dafür sogar einen Poller aufstellte. Und das ausgerechnet im familienreichen Stadtviertel Prenzlauer Berg. Im vergangenen Sommer gab es auch Aufsehen um einen Biergarten in Düsseldorf, als dieser Kindern den Zutritt zu einer Strandzone verboten hatte. Auf einem Schild hieß es: «Keine Kinder - Keine Hunde». Das fanden viele Mütter überhaupt nicht lustig.
Das Mindestalter-Konzept brachte auch den Hotelmitarbeitern in Bad Saarow schon Ärger ein. Stammgäste, die immer ihre Kinder mitbrachten, wurden vorab über die Änderung informiert, wie Cudok sagt. «Nicht immer angenehm.» Und mehrmals schon wollten Familien an der Rezeption einchecken, weil sie von dem Kinderverbot offensichtlich nichts wussten. «Eine Familie wollte dann nicht mehr mit uns reden», sagt Cudok. (DPA)