Beim Einsatz von Dienstleistungsrobotern hinkt Deutschland nach Einschätzung von Fachleuten anderen Industrieländern teilweise hinterher. Im internationalen Vergleich sei die größte Volkswirtschaft Europas bei der industriellen Robotik besonders für den Fahrzeugbau zwar gut aufgestellt, sagte Ingrid Ott von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). «Außerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist die Zahl der genutzten Roboter heute jedoch noch ausgesprochen gering», so die Professorin vom Karlsruher Institut für Technologie bei der Vorstellung des EFI-Jahresgutachtens für die Bundesregierung.
Die Expertise des Beratergremiums unter Vorsitz von Dietmar Harhoff (Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb) wurde am Vormittag an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben.
Die Fokussierung auf die Industrie «verstellt die Sicht auf aktuelle Robotik-Entwicklungen», erklärte Ott. Dabei habe es «in der jüngsten Vergangenheit bedeutende technische Fortschritte in der Robotik gegeben. Dadurch werden Industrieroboter nicht nur immer kleiner, leichter, billiger und flexibler im Einsatz, sondern sie verlassen auch zunehmend die Sicherheitsräume in der Massenproduktion und arbeiten direkt mit Menschen zusammen.»
Serviceroboter, die etwa in der klinischen Pflege assistieren, in der Logistik Transportaufträge abwickeln oder in Geschäftsräumen und Privathaushalten Reinigungsarbeiten verrichten, «werden mit ihren neuen Einsatzgebieten in Deutschland von der Politik bisher wenig wahrgenommen», kritisierte die EFI-Expertin. Bedenklich findet die Kommission, dass es an Förderung noch in vieler Hinsicht hapere.
Nach den bislang aktuellsten Zahlen wurden 2014 fast zehnmal mehr Industrieroboter verkauft (etwa 230 000) als gewerbliche Serviceroboter (24 000). Die Dynamik dieses neuen Marktes dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden, mahnte die EFI: «Marktprognosen besagen, dass die Servicerobotik die Industrierobotik hinsichtlich des weltweiten Marktvolumens bereits um das Jahr 2020 bis 2025 einholen wird.»
Deutschland drohe den Anschluss an führende Robotik-Nationen, insbesondere die USA, zu verlieren, aber auch im Wettbewerb mit Südkorea und China abgehängt zu werden. Es gelte daher, «die Förderung der Robotik grundlegend zu überdenken und Kräfte zu bündeln». Zudem sollten Bedenken in der Bevölkerung ausgeräumt werden, dass durch zunehmenden Roboter-Einsatz Beschäftigungschancen oder Löhne gesenkt werden: «Wie die Vergangenheit zeigt, hat technologischer Fortschritt insgesamt immer mehr Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen.» In vielen Berufen steige dadurch die Produktivität der Arbeitnehmer.
Die EFI leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Regierung und legt Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit vor. Wesentliche Aufgabe ist dabei, Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems zu analysieren. (DPA)