Der Daimler-Aufsichtsrat schafft Platz für eine Verjüngung des Vorstands. Zwar ist der Vertrag von Daimler-Chef Dieter Zetsche (62) bis Ende 2019 verlängert worden, wie das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Der 61 Jahre alte Entwicklungsvorstand Thomas Weber wird aber zum Jahresende ausscheiden. Ola Källenius (46), der bisher den Pkw-Vertrieb im Vorstand verantwortet, übernimmt Anfang 2017 Webers Posten. Das «Handelsblatt» hatte zuvor über den Wechsel Källenius' berichtet.
Die Arbeitnehmervertreter hatten die Entscheidung mitgetragen. Nachdem Zetsche vor drei Jahren bei ihnen noch in der Kritik stand, ist der Zwist inzwischen beigelegt. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte sich zuletzt wohlwollend über Zetsche geäußert. Die Arbeitnehmervertreter hätten sich im Aufsichtsrat aber auch immer dafür stark gemacht, dass eine vorausschauende Personalplanung betrieben werde, sagte eine Betriebsratssprecherin.
Wer auf Källenius folgen wird, soll noch 2016 entschieden werden. Als potenzielle Kandidaten werden diverse Bereichsvorstände der Pkw-Sparte gehandelt. So werden die Namen von Einkaufschef Klaus Zehender (48), Pkw-Produktionsvorstand Markus Schäfer (50) und Controller Frank Lindenberg (52) immer wieder genannt. Auch über den Chef der Transportersparte Volker Mornhinweg (56) wurde spekuliert.
Källenius hingegen wird schon seit einiger Zeit als ein möglicher Nachfolger von Dieter Zetsche gehandelt. Er führte bei Mercedes den Online-Verkauf und die App «MercedesMe» ein, mit dessen Hilfe Mercedes-Fahrer aktuelle Daten über ihr Auto abrufen, den Wagen aber zum Beispiel auch aus der Ferne schließen können. Außerdem trimmte er das teure Niederlassungsnetz und verkaufte Teile davon.
Wenn Källenius nun die wichtige Konzernentwicklung übernimmt, muss er noch einmal unter Beweis stellen, dass er nicht nur Autos verkaufen kann, sondern auch etwas von Technik und Motoren versteht. Vor Daimler liegen wichtige Zukunftsthemen wie E-Mobilität und autonomes Fahren. Der gebürtige Schwede ist mit 46 Jahren deutlich jünger als seine Vorstandskollegen Wolfgang Bernhard (55), Hubertus Troska (55) und Bodo Uebber (56), denen ebenfalls schon Ambitionen auf den Chefsessel nachgesagt wurden.
Zetsche konnte zu seinem Dienstjubiläum - er leitet den Autokonzern schon seit 2006 - Rekordzahlen vorlegen. Nur der vorsichtige Ausblick hatte die Anleger an der Börse etwas verschnupft. Nach dem zweistelligen Zuwachs bei Umsatz und Ergebnis rechnet der Autokonzern 2016 nur noch mit einem leichten Plus. (DPA)