Die Stimmung unter der Osram-Beschäftigten ist angesichts der bevorstehenden Aufspaltung des Konzerns völlig unterschiedlich: In Regensburg seien die Mitarbeiter zuversichtlich, in Augsburg und Berlin machten sie sich Sorgen, sagte der bayerische IG-Metall-Sprecher und stellvertretende Osram-Aufsichtsratschef Michael Knuth vor der Hauptversammlung am kommenden Dienstag. Osram will das traditionelle Lampengeschäft mit 10 000 Mitarbeitern abspalten und verkaufen. Die Verhandlungen mit Interessenten liefen, heißt es aus dem Unternehmen.
In Regensburg, wo Osram High-Tech-LEDs für die Industrie und Oberklasse-Autos fertigt und über 20 Prozent Rendite einfährt, sei die Stimmung unter den 2000 Mitarbeitern gut. «Schlecht ist sie in Augsburg, wo Leuchtstofflampen hergestellt werden und die Zahlen sinken», erklärte Knuth. Bei den 1400 Mitarbeitern in Berlin gebe es Sorgen nicht nur wegen der rückläufigen Nachfrage nach Halogenlampen, sondern überraschend auch wegen der Xenon-Autolampen, die die Konkurrenz des neuen Laser-LED-Fernlichts spüren.
In Schwabmünchen sei die Stimmung positiv. In Eichstätt liefen die Kino-Projektionslampen gut, und die Retro-Fit-LED-Lampe mit Glühbirnenfassung scheine am Markt besser anzukommen als gedacht, sagte Knuth. Im Osram-Werk bei Straßburg würden viele Lampen hergestellt, die Ende 2017 von der EU als Stromfresser verboten werden. In Korea werde ein Werk geschlossen.
Der Gewerkschafter lobte den Vorstand für die Zusammenarbeit und den respektvollen Umgang mit den Arbeitnehmern bei der Aufspaltung des Konzerns: «Das ist alles ordentlich und fair gelaufen.» Die Nagelprobe werde jetzt der Verkauf der traditionellen Lampensparte. Vorstandschef Olaf Berlien hatte zugesichert, dass er sie nur an einen redlichen Investor mit einem ordentlichen Konzept und «nicht an eine Heuschrecke» verkaufen werde: «Mir geht es nicht um den letzten Euro.»
Die Hauptversammlung am Dienstag in München dürfte weniger turbulent werden als zunächst erwartet. Berlien hatte im November überraschend angekündigt, in Malaysia für eine Milliarde Euro eine LED-Fabrik zu bauen, die Leuchtdioden für den Massenmarkt herstellt. Der Aktienkurs war darauf um ein Drittel eingebrochen. Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hatte kritisiert, durch den überraschende Strategiewechsel habe der Haupaktionär über Nacht 260 Mio Euro verloren. Inzwischen hat sich die Osram-Aktie aber behauptet, während die meisten anderen DAX- und MDAX-Aktien eingebrochen sind.
Berlien ist umhergereist und hat Investoren seine Strategie erklärt. Nach guten Quartalszahlen im Februar haben viele Analysten Osram hochgestuft. Der Union-Investment-Fonds, der Berliens Pläne scharf kritisiert hatte, hat seine Osram-Anteile inzwischen größtenteils verkauft und will sich auf der Hauptversammlung nicht mehr äußern. (DPA)