Starker Konsum: Deutsche Wirtschaft hält Wachstumstempo

Autos in einem der Autotürme der Autostadt in Wolfsburg: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stieg im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Foto: Jochen Lübke
Autos in einem der Autotürme der Autostadt in Wolfsburg: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stieg im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Foto: Jochen Lübke

Die Ausgaben des Staates für Flüchtlinge und die Konsumlust der Verbraucher halten die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im vierten Quartal 2015 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit bestätigten sich erste Schätzungen der Statistiker, die mit einem Wachstum in diesem Bereich gerechnet hatten. Im Gesamtjahr legte die deutsche Wirtschaft um 1,7 Prozent zu. «Die konjunkturelle Lage in Deutschland war damit im Jahr 2015 durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet», erklärte die Behörde.

Im dritten Quartal war die Wirtschaft ebenfalls real um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Zu Jahresbeginn und im Frühjahr waren es demnach jeweils 0,4 Prozent.

 

Wachstumsimpulse kamen von Oktober bis Dezember vor allem aus dem Inland: Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben deutlich - unter anderem, weil er für die Versorgung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge viel Geld in die Hand nehmen muss. Viele Volkswirte werten die Zuwanderung von Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan als Konjunkturprogramm - auch mit Blick auf 2016.

 

Auch die Konsumfreude der Verbraucher kurbelte das Wachstum an. Die Inflation ist vor allem wegen des Ölpreisverfalls niedrig, das entlastet die Budgets der Verbraucher. Auch für die kommenden Monate rechnen Ökonomen mit einer weiter moderaten Entwicklung der Verbraucherpreise. Im Januar legte die Teuerung nur leicht auf 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu.

 

Stütze der Konjunktur wird nach Einschätzung von Ökonomen auch in diesem Jahr der Konsum bleiben - ob staatlich oder privat. Zwar erhöhten sich die Ausgaben der Verbraucher nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zum Jahresende nur leicht. Das sei aber wohl nur eine Pause nach dem kräftigen Zuwachs im dritten Quartal, erklärte Unicredit-Ökonom Andreas Rees. Schwankungen auf Quartalsbasis seien nicht ungewöhnlich.

 

«Die deutsche Binnenwirtschaft trägt, und auch die Aussichten für China und die Weltwirtschaft - mithin für unsere Exporte - sind aus fundamentaler Sicht besser, als es die verunsicherten Börsen momentan wahrhaben wollen», sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

 

Die Unternehmen investierten mehr als im dritten Quartal 2015 - vor allem in Bauten. Dabei spielte nach Einschätzung von Ökonomen auch der milde Winter eine Rolle.

 

Gebremst wurde das Wachstum nach vorläufigen Berechnungen der Wiesbadener Behörde dagegen vom Außenhandel, auch wenn Deutschlands Exportunternehmen im Gesamtjahr einen Rekord hingelegt hatten. Zum Jahresende gingen jedoch weniger Waren ins Ausland als im Vorquartal. Der Rückgang der Einfuhren fiel dagegen weniger stark aus.

 

In wichtigen Exportmärkten wie China hatte sich die Konjunktur zuletzt abgekühlt. «Die Welthandel stagniert, in den Schwellenländern herrscht vielerorts Krisenstimmung - da ist es gut, auf eine stabile Binnenwirtschaft blicken zu können», sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe.

 

Im Vorjahresvergleich beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum zum Jahresende. Das preisbereinigte BIP stieg im vierten Quartal 2015 um 2,1 Prozent, nach 1,7 Prozent im dritten Quartal und 1,6 Prozent im zweiten Vierteljahr. Allerdings gab es im Schlussquartal zwei Arbeitstage mehr als im Vorjahr. Detaillierte Daten für das vierte Quartal will das Statistische Bundesamt am 23. Februar vorlegen. (DPA)