Der Wismarer Brennstoff-Hersteller German Pellets ist nach eigener Darstellung mit seinem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung bei Gericht vorerst gescheitert. Das zuständige Amtsgericht in Schwerin habe zunächst kein solches Insolvenzverfahren angeordnet. Die Anwältin Bettina Schmudde von der Kanzlei White&Case sei als vorläufige Insolvenzverwalterin eingesetzt worden. Sie solle nun prüfen, ob eine Eigenverwaltung möglich sei. Das bestätigte der Sprecher des neuen German-Pellets-Geschäftsführers Frank Günther am Abend der Deutschen Presse-Agentur.
Diese Entscheidung sei bisher nur mündlich mitgeteilt worden, ein schriftlicher Beschluss liege noch nicht vor.
Zuvor hatte das «Handelsblatt» über die Ablehnung des Antrags berichtet. Das Gericht war am Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Bei German Pellets fürchten Tausende Geldgeber um ihre Anlagen in dreistelliger Millionenhöhe.
Das «Handelsblatt» zitierte Günther mit den Worten: «Mit der Entscheidung hat sich das Gericht über sieben große Gläubiger hinweggesetzt. Das ist ein einmaliger Vorgang.» Günther ist Restrukturierungsexperte und war erst in die Geschäftsführung von German Pellets eingetreten.
Eine Insolvenz in Eigenverwaltung ist eine Variante des Insolvenzrechts. Dabei kann die Geschäftsleitung im Amt bleiben, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt. German Pellets wollte den Geschäftsbetrieb während des gesamten Verfahrens in vollem Umfang fortführen. Die Firma beschäftigt weltweit rund 650 Mitarbeiter; 150 Arbeitsplätze sind in Wismar. Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld drei Monate sicher, hieß es.
Das Amtsgericht Schwerin hatte zuvor lediglich mitgeteilt, es sei ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingegangen. Das Insolvenzgericht müsse den Antrag nun prüfen. Eine gesetzliche Frist dafür gebe es nicht, sagte Direktorin Monika Köster-Flachsmeyer.
Als Gründe für die wirtschaftlichen Probleme nannte German Pellets den Verfall des Ölpreises, durch den auch der Marktpreis für Holzpellets unter Druck geraten sei. Zudem seien die Umsätze wegen zweier warmer Winter eingebrochen. Drittens habe sich die Übernahme des Ofenbauers Kago im Jahr 2010 als Fehlinvestition erwiesen.
Anlegervertreter hatten mit einem Insolvenzantrag gerechnet, nachdem German Pellets eine Gläubigerversammlung ohne Begründung kurzfristig abgesagt hatte. Auf der Versammlung sollte es formal um eine Anleihe mit einem Volumen von 52,4 Millionen Euro gehen, die zum 1. April hätte zurückgezahlt werden müssen. German Pellets hatte die Gläubiger um eine Laufzeitverlängerung und einen von 7,25 auf 5,25 Prozent reduzierten Zinssatz gebeten.
German Pellets ist über zwei weitere, ebenfalls mit 7,25 Prozent verzinste Anleihen mit weiteren 172 Millionen Euro bei Anlegern in der Schuld. Die Laufzeit dieser Anleihen endet aber erst 2018 beziehungsweise 2019. Die Anleihen von German Pellets verloren nach der Absage der Gläubigerversammlung weiter dramatisch und notierten zwischen 0,2 und knapp 2 Prozent des Nennwerts. Die Anwaltskanzlei Nieding+Barth kritisierte, die betroffenen Anleger hätten kaum eine Chance gehabt, auf die negative Entwicklung zu reagieren. Was der Insolvenzantrag für die betroffenen Anleger bedeute, sei noch nicht absehbar.
Nach Angaben der IG Metall, die auch Arbeitnehmer in der Holzverarbeitung vertritt, existiert bei German Pellets in Wismar mit rund 150 Beschäftigten kein Betriebsrat. Es könne damit weder Sozialplan noch Interessensausgleich geben, sagte Gewerkschaftssekretär Maik Schwaß. (DPA)