Neun Tote und viele Verletzte bei Zugunglück in Bayern

Rettungskräfte an der Unfallstelle. Foto: Peter Kneffel
Rettungskräfte an der Unfallstelle. Foto: Peter Kneffel

Bei einem Zugunglück sind in Oberbayern mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Rund 80 wurden verletzt. Unter den Toten seien wahrscheinlich auch die beiden Lokführer, sagte ein Polizeisprecher. Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit fünf Jahren. Zehn Menschen wurden bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge in der Nähe von Bad Aibling im Landkreis Rosenheim schwer verletzt, acht Reisende mittelschwer und 63 leicht. Mindestens ein Mensch wurde zunächst noch vermisst.

Die Vermutung liege nahe, dass sich das Opfer noch in einem der Zugwracks befinde, hieß es.

 

Gegen 6.50 Uhr waren auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zwei Züge frontal zusammengestoßen. Dabei verkeilten sich die Triebwagen. Ein Zug entgleiste, mehrere Waggons stürzten um.

 

Die Ursache für das Unglück auf der auch Mangfalltalbahn genannten Strecke war zunächst unklar. Die Züge des privaten «Meridian» werden von der zur Transdev gehörenden Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betrieben.

 

Die Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Ein Großaufgebot an Rettungskräften mit zahlreichen Hubschraubern und Krankenwagen kümmerte sich um die Verletzten.

 

In den Zügen sitzen um diese Uhrzeit üblicherweise zahlreiche Pendler, von denen viele weiter nach München fahren. Zum Glück seien am Unglückstag keine Schüler in den Zügen gewesen, sagte ein Polizeisprecher - in Bayern sind derzeit Faschingsferien.

 

Hubschrauber brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, während die zahlreichen Leichtverletzten zunächst in einer Sammelstelle versorgt wurden. Dabei half auch die Wasserwacht, die die Verletzten auf das gegenüberliegende Ufer brachte. Die Bergwacht war ebenfalls im Einsatz. Zum Teil wurden die Opfer auch in Bergungssäcken von den Hubschraubern hochgezogen und an das andere Ufer geflogen. Die Bevölkerung wurde zum Blutspenden aufgerufen.

 

«Der Unfall ist ein Riesenschock für uns», sagte BOB-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch. «Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen.» Auch Christian Schreyer vom Mutterkonzern Transdev sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. «Wir sind zutiefst erschüttert und fassungslos, dass so etwas passieren konnte.» Deutsche Bahn-Chef Rüdiger Grube schloss sich den Beileidsbekundungen an.

 

Die 37 Kilometer lange Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wurde nach dem Unglück komplett gesperrt. Die Züge waren in einer Kurve auf dem vier Kilometer langen Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Kolbermoor und Bad Aibling-Kurpark in der Nähe des Klärwerks von Bad Aibling zusammengestoßen. Wann die Strecke wieder geöffnet wird, blieb zunächst unklar. Der Betreiber richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen ein.

 

Wie genau es zu dem schweren Unglück gekommen ist, war zunächst unklar. Bislang habe es auf der Strecke keine Störungen gegeben, erläuterte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Zudem habe es in den vergangenen Jahrzehnten «massive Verbesserungen in der Zugsicherungstechnik» gegeben, so dass mit Blick auf die Technik und die geltenden Vorschriften «ein solches Unglück, wo sich zwei gegenläufige Züge auf dem gleichen Gleis befinden, eigentlich nicht mehr vorkommen kann».

 

Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit Januar 2011. Damals starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstieß. In Bayern liegt ein schlimmeres Unglück bis 1975 zurück, als bei Warngau zwei Eilzüge frontal zusammenstießen und 41 Menschen starben. (DPA)