Im Moment seines hollywoodreifen Triumphs zeigte sich Peyton Manning ganz als Familienmensch. Kurz nach der Krönung als ältester Meister-Quarterback der Super-Bowl-Historie reichte der 39-Jährige schnell die silberne Trophäe an seine Teamkollegen weiter und herzte lieber seine Kinder. Und auch jeden Gedanken über das anstehende Ende seiner ruhmreichen Karriere schob der Sheriff beiseite. «Ich habe jetzt erst einmal andere Prioritäten», sagte Manning nach dem 24:10 seiner Denver Broncos über die favorisierten Carolina Panthers.
«Ich möchte meine Frau und meine Kinder küssen und werde jede Menge Bier trinken. Das verspreche ich.»
Von der Tribüne im Levi's Stadium von Santa Clara jubelten ihm die weiteren Mitglieder der Manning-Dynastie zu - mit dem ersehnten zweiten Finalerfolg in der National Football League holte Peyton seinen jüngeren Bruder Eli ein. Mutter Olivia möchte dabei ebenso wie Vater und Football-Legende Archie nie wieder ein Spiel ihres Sohns sehen: «Ich will, dass Peyton zurücktritt.»
Nach Verletzungen, Enttäuschungen, Doping-Verdächtigungen und Spott angesichts nachlassender Leistungen war Manning von Experten in dieser Saison eigentlich schon abgeschrieben gewesen. Doch dank der beinharten Broncos-Verteidigung reichte im Duell der Quarterback- Generationen eine verwaltende Leistung für den Triumph. Als einer der ersten Gratulanten zeigte sich der 13 Jahre jüngere Panthers- Spielmacher Cam Newton auf dem Feld als fairer Verlierer und rang sich bei der Umarmung im goldenen Konfettiregen noch ein Lächeln ab.
Ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Jahres war der Druck der Denver-Verteidiger einfach zu groß auf den 26-Jährigen, der nach einer überragenden Saison am Vorabend noch zum wertvollsten Spieler der Vorrunde (MVP) gewählt worden war. «Sie waren einfach besser, haben nichts Besonderes getan, sondern nur ihre Spielzüge durchgebracht, wenn es darauf ankam», sagte Newton und fügte hörbar genervt an: «Wir haben den Ball fallen lassen, ihn abgegeben, wilde Pässe geworfen - das war's.»
Newton spielte die gesamte Saison über überragend, führte sein Team zur besten Bilanz der Vereinsgeschichte und in den Super Bowl. Er war nie verlegen, wich keiner Frage aus, hatte immer Antworten parat. Diesmal hingegen gab sich der 26-Jährige äußerst kurzsilbig, ließ auf der Pressekonferenz nur sieben Fragen zu. Für die Beantwortung der letzten sechs benötigte er gerade Mal 19 Wörter. Dennoch hatte Newton eine aufbauende Botschaft für alle enttäuschten Panthers-Fans. «Wir werden zurückkommen.»
Vor 71 088 Zuschauern war Denver von Beginn an besser. Die stabilste Defensive der Liga ließ die gefährlichste NFL-Offensive aus Carolina nie in Schwung kommen. Wie schon beim 20:18-Halbfinalsieg gegen Meister New England Patriots machten die Broncos es dem gegnerischen Quarterback sehr schwer. Newton bekam kaum Zeit zum Passen und nur wenig Raum für seine gefürchteten Läufe.
«Carolina hat eine großartige Offensive. Aber wir wussten, wenn wir beständig unsere Art von Defensive spielen, werden wir gewinnen», sagte Von Miller. Dass der Linebacker als wertvollster Spieler des Finals (MVP) geehrt wurde, war bezeichnend. In dieser Saison kam es bei den Broncos nicht auf den alternden Manning an, auch nicht auf die keinesfalls überragende Offensive, sondern in den wichtigsten Partien immer auf die Abwehr. «Unsere Defensive war die gesamte Saison über besonders», lobte Trainer Gary Kubiak.
Seine Wildpferde lagen ständig vorn und schafften beim Stand von 16:10 durch einen Touchdown von Runningback C.J. Anderson sowie einen anschließenden erfolgreichen Zwei-Punkte-Versuch die Entscheidung. Als Manager John Elway die Vince-Lombardi-Trophy überreicht bekam, riss er den 3,2 Kilogramm schweren Silberpokal in die Höhe und brüllte unter dem Jubel der Broncos-Fans «Das Ding hier ist für Pat» ins Mikrofon. Gemeint ist der 71 Jahre alte Clubbesitzer Pat Bowlen, der an Alzheimer leidet.
In der Feierlaune blieb lediglich eine wichtige Frage unbeantwortet - die nach der Zukunft von Manning. Im Vorfeld war spekuliert worden, dass er im Falle eines Erfolges seine Karriere beenden könnte. «Peytons Tage sind gezählt», erklärte auch Vater Archie. Vier der vergangenen zehn Super-Bowl-Siege gingen auf das Konto der Familie Manning - nun scheint es so, als könnte vorerst nur noch Eli die Geschichte fortschreiben. (DPA)