Nur ein paar Wochen noch, dann beginnt mit dem Genfer Salon (Publikumstage 3. bis 13. März) auch in Europa das neue Autojahr. Über 100 neue Modelle sollen nach Angaben des Veranstalters für reichlich Bewegung in den Autohäusern sorgen. Anders als in den Vorjahren könnten die entscheidenden Impulse dabei allerdings vergleichsweise gering sein. Denn nach den offiziellen Ankündigungen der Hersteller und den üblichen Indiskretionen in der PS-Branche zu schließen, bedient die Schweizer Show diesmal eher die Extreme:
Es gibt jede Menge Sportwagen in allen Preis- und Leistungsklassen sowie neue Spritsparer, aber kaum Familienautos und Volumenmodelle.
Das Zeug zum absoluten Überflieger der Show hat der Bugatti Chiron, der in diesem Sommer die Nachfolge des millionenschweren Veyron antritt. Offizielle Angaben zu Technik und Fahrleistungen gibt es noch nicht, aber Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer stellt den «leistungsstärksten, schnellsten, luxuriösesten und exklusivsten Serien-Supersportwagen der Welt» in Aussicht.
Im dessen Windschatten fahren noch eine Reihe weiterer Boliden auf die Bühne: So erwartet die Branche von Aston Martin das neue Modell DB11, Jaguar baut eine nachgeschärfte Variante des F-Type mit 423 kW/575 PS, Porsche fasst Boxster und Cayman mit einem gründlichen Facelift in der neuen Modellreihe 718 zusammen und Fiat zeigt den neuen Spider angeblich auch als Abarth mit etwas mehr Biss.
Auch zwei Massenmarken entdecken zur Messe die Lust an der Leistung. So bringt Renault mit einem rassigen Coupé den sportlichen Ableger Alpine zurück und Opel erinnert mit einer betont sportlichen Designstudie an das Debüt des Experimental GT im Herbst 1965. Während die neue Alpine nach Angaben von Designchef Laurens van den Acker noch in diesem Jahr in den Handel kommen soll, ist der Ausgang für das GT-Revival laut einem Opel-Sprecher noch völlig offen.
Wo die neuen Dynamiker die Emotionen schüren, gibt es in Genf auf der anderen Seite eine Reihe neuer Modelle mit besonders wenig Emissionen. Die kommen diesmal vor allem aus Korea: So eifert Hyundai mit dem neuen Ioniq dem Toyota Prius nach und baut sein erstes Hybrid-Auto, das ausschließlich für alternative Antriebe entwickelt wurde. Der viertürige Kompakte soll weniger als 3,5 Liter verbrauchen, stellt ein Unternehmenssprecher in Aussicht und kündigt die Markteinführung für den Herbst an. Die Preise sollen dem Vernehmen nach knapp unter 30 000 Euro beginnen. Allerdings lässt es Hyundai nicht beim Hybriden, sondern bringt den Ioniq zeitgleich auch als reines Batteriefahrzeug.
Weil Geländewagen die großen Gewinner in den Zulassungsstatistiken sind, springen 2016 noch ein paar weitere Hersteller auf diesen Zug auf. So zeigen nach Informationen aus Unternehmenskreisen Seat und Skoda in Genf ihre ersten Geländewagen. Auch Maserati schickt auf einer eigenen Plattform aus dem eigenen Werk endlich den lange angekündigten Levante auf die Buckelpiste. Dazu gibt es unter anderem ein Facelift für den Opel Mokka und angeblich einen kleinen Bruder für den Audi Q3.
Zwischen Sportlern, Sparern und SUVs wird es in Genf kaum konventionelle Neuheiten in traditionellen Segmenten geben. Sieht man einmal vom fünftürigen Fiat Tipo ab, stehen diesseits der gehobenen Mittelklasse bislang nur Überarbeitungen wie das Facelift des VW Up oder die Modellpflege für den DS3 auf dem Programm. Erst in den höheren Preisregionen tut sich mit den Kombivarianten von Kia Optima und Volvo S90 sowie einer weiteren Variante für die Audi-A4-Familie ein bisschen mehr. Und dann ist da ja auch noch die Europapremiere der Mercedes E-Klasse, die man aber ja bereits aus Detroit kennt. (DPA)