Sparkassen: Milliardengewinn und Sorgen vor Abwärtstrend

Das Sparkassen-Logo, aufgenommen am 30.10.2013 in Stuttgart. Foto: Marijan Murat
Das Sparkassen-Logo, aufgenommen am 30.10.2013 in Stuttgart. Foto: Marijan Murat

Schlechte Laune trotz Milliardengewinns: Die Sparkassen im Südwesten sehen sich wegen der Niedrigzinsphase und hoher Regulierungs-kosten im Abwärtstrend. «Das Ergebnis entwickelt sich nach unten, das geht schon Schritt für Schritt langsam runter», sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Peter Schneider, am Mittwoch in Stuttgart. Er stellte Zahlen für das Geschäft 2015 vor, die er gut und solide nannte. So lag der Gewinn bei 1,069 Milliarden Euro, das sind 3 Prozent weniger als 2014.

«Das Ergebnis kommt weiter unter Druck», sagte er mit Blick auf künftige Geschäfte.

 

Vor allem die Politik sieht Schneider als einen Schuldigen für eher düstere Aussichten. Nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 hatten die EU und ihre Mitgliedstaaten eine Reihe von Gesetzen auf den Weg gebracht, die eine erneute Krise verhindern sollen und die Branche etwas an die Kandare nehmen, zum Beispiel mit Meldungspflichten an die Europäische Zentralbank (EZB) oder mit schärferen Eigenkapital-Vorgaben. Schneider hält die Gesetze insgesamt für überzogen. «Die Regulierung kostet unglaublich viel Geld und sie ist in weiten Teilen unproduktiv.» Da werde Geld rausgeschmissen.

 

«Wir haben einen Regulierungsorkan», monierte der Verbandschef. «Wenn das so weitergeht, das bringt uns an den Rand.» Fakt ist: Verglichen mit vielen Privatbanken geht es den Sparkassen gut. Man habe ein Polster, räumte Schneider ein, «aber wir sitzen mit im Boot».

 

Als Zusatzbelastungen nannte der Verbandschef die Bankenabgabe, Meldepflichten und personalintensive Vorgaben unter anderem zum Datenschutz oder zur Geldwäsche-Abwehr. Die für die neuen Aufgaben nötige IT koste den Südwest-Sparkassen pro Jahr 100 Millionen Euro. «Das ist ein riesiger Aufwand.» Als Negativbeispiel nannte er eine Richtlinie zu Wohnimmobilien-Krediten, die Überprüfungen von Bauvorhaben und umfangreiche Meldepflichten enthalte. «Wir fragen uns, was das soll, weil da haben wir gar keine [Kredit-]Ausfälle, da sehen wir gar kein Risiko», sagte Schneider kopfschüttelnd.

 

Trotz einiger Minuszeichen im Vergleich zu 2014 - die Geschäftszahlen für 2015 waren insgesamt positiv. So stiegen die Einlagen - also das Guthaben - der Privatkunden trotz Niedrigzinsen um 2,9 Prozent auf 92 Milliarden Euro. Grund: der Wunsch nach Sicherheit. Die Einlagen von Firmen sanken hingegen um 0,8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Dies wertete Schneider positiv - die Firmen zögen Einlagen ab und nutzten niedrigverzinste Kredite für Investitionen. Tatsächlich stieg das Volumen der Firmenkredite um 4,4 Prozent auf 52,5 Milliarden Euro.

 

Wie die ganze Bankenbranche entzogen sich auch die Sparkassen nicht den Trend hin zu weniger Filialen. Die Zahl der Filialen mit Mitarbeitern sank um 76 auf 1927 (minus 3,8 Prozent), die Belegschaft in den 52 Südwest-Sparkassen sank um 2,5 Prozent auf 34 935. Auch künftig würden weitere, eher kleine Filialen geschlossen, sagte Verbandsgeschäftsführer Joachim Herrmann. Dies sei naheliegend, da immer mehr Kunden Online-Banking nutzten, anstatt Filialen aufzusuchen. (DPA/LSW)