Das Schaulaufen der Schönen beginnt holprig. In Stöckelschuhen wagen sich die jungen Damen auf den Laufsteg. Für die Fotografen müssen sie eine gute Figur machen - und sich an diese Situation erst gewöhnen. Gesucht wird die Schönste im ganzen Land: 24 junge Frauen aus ganz Deutschland wollen «Miss Germany» werden. Am Wochenende kamen sie zu einem ersten Treffen zusammen, am Dienstag fliegen sie nach Fuerteventura in ein zehntägiges Trainingscamp. Die Lust am Laufsteg, sagen die Organisatoren, ist größer geworden.
«Wir brauchen jetzt Ruhe und Disziplin. Konzentriert euch», sagt der Fotograf und bringt die Damen in Position. Die ersten Fotos der diesjährigen «Miss Germany»-Wahl wurden am Wochenende am Swimmingpool im Europa-Park in Rust bei Freiburg gemacht. Hier kommen die 24 Teilnehmerinnen erstmals zusammen. An die Kleider wird letzte Hand angelegt. Immer griffbreit sind Haarspray und Schminksachen. Hochhackige Schuhe sind Pflicht. Sie passen zum Abendkleid ebenso wie zu Bikini oder T-Shirt. Zur Not helfen Heftpflaster. Drücken die Schuhe, sind die ein Segen, sagt ein Helfer.
Die Teilnehmerinnen der Schönheitswahl kommen aus ganz Deutschland. Schülerinnen sind ebenso dabei wie Studentinnen, Auszubildende, eine Bürokauffrau, eine Optikerin oder eine Zahntechnikerin. Die Jüngste ist 18 Jahre, die Älteste 27 Jahre alt. Gewählt wird die «Miss Germany 2016» am 20. Februar im Europa-Park. Die 24 Frauen werden dann auf der Bühne stehen - zuerst im Abendkleid, später in Bikini oder Badeanzug. Die Siegerin erhält die Krone.
«Wir sind schon zu einem richtigen Team geworden, es ist mehr ein Mit- als ein Gegeneinander», sagt Janina Weschta (22) aus Bayern. Zu einem Lächeln und einem Blick in die Kamera muss niemand überredet werden. Um in die Endwahl zu kommen, hat jede Finalistin zuvor bei einer Orts- und einer überregionalen Wahl siegen müssen. An den deutschlandweit 145 Vorwahlen nahmen laut Veranstalter 5095 Frauen teil.
Das Schaulaufen der Schönen geht seit 1927 jährlich über die Bühne. «Miss Germany» ist damit der traditionsreichste und bedeutendste Schönheitswettbewerb der Republik. Und die «älteste aller Casting-Shows», sagt Organisator Ralf Klemmer (51).
«Viele Teilnehmerinnen folgen dem Wunsch nach einer Karriere im Scheinwerferlicht», sagt Klemmers Ehefrau Ines. Die 44-Jährige, die 1991 «Miss Germany» und ein Jahr später «Queen of the World» wurde, arbeitet heute in der Miss-Wahlen-Organisation: «Die meisten, die hier antreten, wollen Model, Moderatorin oder Schauspielerin werden.» Das habe sich geändert: «Früher hat so manche einfach so aus Jux mitgemacht.» Theatralische Dramen und Eskapaden seien heute tabu.
Und: Hübsch aussehen alleine reicht nicht. «Die Jury achtet nicht nur auf das Aussehen», sagt der Schönheitschirurg Werner Mang, der als Juror seit Jahren mitwählt: «Eine Miss Germany muss Deutschland würdig vertreten.» Ausstrahlung und gekonntes Auftreten seien die entscheidenden Faktoren. «Vor dem Glanz kommen die Mühen», sagt Mang. Das müssten Kandidatinnen erst lernen.
Im Wandel sind übrigens die Farben. Erstmals seit Jahren sind blonde Frauen nicht in der Mehrheit, sagt Ralf Klemmer. In diesem Jahr bestimme dunkle Haarfarbe das Bild. (DPA)