Trotz «Schrippen-Affäre»: Thierse unterstützt SPD

Thierse(SPD,l) und Wehrle von der schwäbisch-allemanischen Narrenvereinigung. Foto: P.Seeger/Archiv
Thierse(SPD,l) und Wehrle von der schwäbisch-allemanischen Narrenvereinigung. Foto: P.Seeger/Archiv

Der gemeinsame Siegeswille schweißt die Genossen zusammen: Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse will am Samstag (10.45 Uhr) in Berlin Wahlkampfhilfe für die SPD in Baden-Württemberg leisten. Zusammen mit dem dortigen SPD-Spitzenkandidaten Nils Schmid soll Thierse die «Prenzlschwaben» in seinem Heimatkiez Prenzlauer Berg zur Briefwahl motivieren, wie es in einer Mitteilung der Partei heißt. Ausgerechnet Thierse: Er war den vielen zugezogenen Schwaben in seinem Stadtteil nicht immer besonders freundlich gesonnen.

Um die Jahreswende 2012/2013 zettelte der damals 69-Jährige die sogenannte Schwaben-Affäre an.

 

Ihn nerve, «wenn ich beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gibt, sondern Wecken», sagte er in einem Interview. Und: «Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche.» Daraufhin brach ein medialer Kleinkrieg zwischen Schwaben und Berlinern im Prenzlauer Berg aus.

 

Die SPD knüpft nun augenzwinkernd daran an und lädt zu «Weckle und Schrippen» in die Kulturbrauerei ein. Thierse und Schmid wollen dabei über sozialen Zusammenhalt und eine «Politik der Modernisierung und des Miteinanders in Baden-Württemberg» sprechen. Ziel der Veranstaltung: Eine starke SPD bei der Wahl in Baden-Württemberg am 13. März mit Hilfe vieler Briefwahlstimmen von Schwaben in Berlin.

 

CDU und FDP in Baden-Württemberg waren einst so erbost über Thierse, dass sie ihn 2014 als Hauptredner für eine Gedenkveranstaltung im Stuttgarter Landtag zu 25 Jahre Mauerfall verhindern wollten. Der Sozialdemokrat wiederum ärgerte sich über den großen Widerhall seiner Bemerkung. «Zum Verzweifeln» finde er, dass eine ironische Nebenbemerkung in einem Interview ein Echo erzeugt habe, «wie ich es in einem Vierteljahrhundert fleißiger Arbeit als Politiker nicht erlebt habe», sagte er 2013. (DPA/LSW)