Beim Wohnungsbau für Flüchtlinge dringt Baden-Württembergs Baubranche auf eine Lockerung der Vorschriften. Auflagen für Lärmschutz, zur Isolierung und zur Energieeinsparung seien zu streng, sagte der Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft, Thomas Schleicher, am Donnerstag in Stuttgart. Die Vorschriften machten Bauten so teuer, dass 2016 wohl nicht Aufträge für 60 000, sondern nur für maximal 15 000 Wohnungen kommen könnten. Für die Flüchtlinge müssten solide Wohnungen bereitgestellt werden, forderte Schleicher. Die Unterbringung in Containern sei auf Dauer untragbar, das sei in punkto Wohnkomfort «kurz vorm Hasenbau». Vorschläge seiner Branche seien bei den Behörden bisher auf taube Ohren gestoßen.
So könnten Leitungen beispielsweise nur auf Putz gelegt werden, also sichtbar an Wänden oder Decken befestigt sein, sagte Schleicher. Solche Vorschläge seien aber von den Behörden abgelehnt worden. Man kämpfe gegen Windmühlen, monierte Schleicher.
Die Bauwirtschaft rechnet grundsätzlich mit guten Geschäften durch Wohnungsbauten für Flüchtlinge. Es werde aber noch dauern, bis die Auftragszahl sprunghaft ansteige, sagte Schleicher. «Wir versprechen uns von dieser Nachfrage für 2016 nicht den großen Schub.»
Verbands-Geschäftsführer Dieter Diener bemängelte, es gebe in den Ämtern viel zu wenig Personal für die Baugenehmigung, der Staat müsse dringend Fachleute einstellen. Dieser «Flaschenhals» werde den Start von Bauvorhaben verzögern. Sorgen bereite ihm zudem die Umschichtung staatlicher Mittel vom Straßenbau in den Bereich Flüchtlingsheime. Dies sei auch angesichts des milliardenschweren Investitionsbedarfs für Straßen im Lande unverständlich, so Diener.
Insgesamt hat die Südwest-Bauwirtschaft nach Darstellung des Verbandes ein gutes Jahr hinter sich, der Umsatz stieg um 3,3 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro. Für 2016 rechnet die Branche mit einem Plus von ein bis zwei Prozent. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 1,1 Prozent auf 92 445 (Stand: November 2015).
Manche Flüchtlinge hoffen auf Jobs im Bau - dies zumeist wohl vergeblich. Man brauche keine Beschäftigte auf Helferniveau, sondern Facharbeiter, sagte Schleicher. Zudem seien Deutschkenntnisse enorm wichtig, etwa um Warnschilder und andere Sicherheitshinweise auf der Baustelle verstehen zu können. Es werde noch lange dauern, bis die Branche die Asylbewerber in ihren Arbeitsmarkt integrieren könne. (DPA/LSW)