Nach Oscar-Streit: Academy will mehr Minderheiten

Schon 2015 wurden die Oscars für mangelnde Vielfalt kritisiert. Foto: Michael Nelson
Schon 2015 wurden die Oscars für mangelnde Vielfalt kritisiert. Foto: Michael Nelson

Nach massiver Kritik an ethnischer Eintönigkeit bei der diesjährigen Auswahl der Oscar-Kandidaten reagiert die amerikanische Academy of Motion Picture Arts: Sie will die Zahl der Frauen und Angehörigen von Minderheiten unter ihren Mitgliedern bis 2020 verdoppeln, wie Akademie-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs mitteilte. In der Führung der Organisation soll der Wandel sofort beginnen: Es würden drei neue Vorstandsposten geschaffen, um dort mehr Vielfalt zu erreichen. «Die Akademie wird führen und nicht darauf warten, dass die Branche aufschließt», erklärte sie.

 

Hintergrund sind Boykottandrohungen schwarzer Künstler gegen die Oscar-Verleihung Ende Februar, weil das zweite Jahr in Folge kein schwarzer Schauspieler in den Darstellerkategorien nominiert wurde. Unter anderen will Regisseur Spike Lee die Verleihung meiden, ebenso wie Schauspieler Will Smith und dessen Frau Jada Pinkett-Smith.

 

Die Akademie, die den Oscar vergibt, hat rund 6000 Mitglieder. Zwar ist offiziell ist nicht bekannt, wie viele von ihnen Minderheiten angehören. Doch gilt als sicher, dass Männer und Weiße in der Überzahl sind. Dies wird als Grund angesehen, dass Minderheiten weniger Chancen auf die Filmtrophäe haben.

«Wir alle sind uns bewusst, dass Mitgliedschaft bei uns ziemlich verschlossen ist, wenn man so will», sagte Boone in einem Interview der Nachrichtenagentur AP am Freitag. «Allerdings hat sich das Leben verändert. Die Dinge haben sich geändert.» Am Vorabend habe sich der 51-köpfige Vorstand der Academy daher einstimmig auf eine Serie von Reformen verständigt, um den Prozess der erheblichen Umwandlung der Mitgliedsstruktur anzustoßen.

 

48 Prozent der Mitglieder der Organisation sollen künftig Frauen ausmachen, «vielfältige Gruppen» sollen im ersten Schritt einen Anteil von mindestens 14 Prozent stellen.

 

Zudem soll das Stimmrecht der Academy-Mitglieder künftig auf eine Dekade beschränkt werden. Eine Verlängerung soll nur möglich sein, wenn der Betreffende in den zehn Jahren in der Filmbranche aktiv bleibt. Ein Mitspracherecht auf Lebenszeit soll es nur jene geben, die für einen Oscar nominiert oder einen der begehrten Goldesel gewonnen haben - oder drei zehnjährige Amtszeiten hinter sich haben. Früher wurden alle Academy-Akteure auf Lebenszeit bestimmt.

 

Hollywood-Schauspieler Don Cheadle begrüßte die Neuerungen, mahnte jedoch einen tieferen Strukturwandeln an. Mit den Reformen würden nur die Symptome behandelt, nicht die Wurzel, weil es eher um Inklusion und Zugang für Dunkelhäutige, Frauen und Minderheiten zu Einstiegspositionen gehe, in denen sie grünes Licht für Filmprojekte geben könnten, sagte Cheadle in einem Interview.

 

Boone räumte ein, dass die Academy lediglich Filme ehren könne, die letztlich auch produziert würden. Doch glaube sie, dass die Maßnahmen «die Nadel» bei allen Aspekten des Filmschaffens «bewegen» werde - ob vor oder hinter der Kamera oder im Studio. Auch das Publikum sei begierig darauf, ihre Geschichten auf der Leinwand zu sehen, sagte Boon. Daher machten Geschichten der Vielfalt auch aus geschäftlicher Sicht Sinn. (DPA)