Guardiolas Langeweile ist vorbei - Rückrunde wie 2015

Für Pep Guardiola beginnt das letzte halbe Jahr beim FC Bayern. Foto: Andreas Gebert
Für Pep Guardiola beginnt das letzte halbe Jahr beim FC Bayern. Foto: Andreas Gebert

Die Langeweile hat für Pep Guardiola ein Ende, die Triple-Mission 2016 soll endlich gestartet werden. «Ich bin sehr zufrieden, ein offizielles Spiel zu spielen. Die lange Zeit ohne Fußball ist langweilig», erklärte der locker aufgelegte Starcoach des FC Bayern vor dem Auftakt seiner Münchner Abschiedstournee: «Willkommen Wettbewerb.» Nach nur 18 Tagen Mini-Vorbereitung und einer 1:2-Pleite beim Karlsruher SC im einzigen Test soll das Gerede über sein Servus am Saisonende ebenso keine Rolle mehr spielen wie das über Gehaltszettel von Bayern-Stars:

Mit einem Sieg zum Rückrunden-Auftakt beim Hamburger SV soll der nächste Schritt zur Titelverteidigung gemacht werden.

 

Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Jahren, als den Münchner Meistern auf dem Weg zum ersehnten Champions-League-Triumph die Puste ausging, darf das bei Guardiolas letztem Bayern-Versuch nicht noch einmal passieren - wenn er wie Jupp Heynckes 2013 glorreich abtreten will. Er würde eine Rückrunde mit einem Titel und zwei Halbfinal-Teilnahmen in den Pokalwettbewerben sofort «unterschreiben», betonte Guardiola.

 

Sieben von acht Liga-Niederlagen musste Guardiola in seinen zweieinhalb Bayern-Jahren nach den Winterpausen hinnehmen. «Natürlich werden wir auch dieses Jahr in der Rückrunde verlieren. Ich weiß vor jedem Spiel, wir können verlieren. Wir können auch in Hamburg verlieren», warnte der 45-Jährige.

 

Dass die erst im Hinspiel mit 5:0 abgeschossenen Hanseaten zum Auftakt des EM-Jahres für neue Spannung im Titelkampf sorgen werden, erwartet aber keiner. «Wir treffen auf eine der stärksten Mannschaften Europas. Wir brauchen echt einen Sahnetag, um die Bayern zu schlagen», sagte Trainer Bruno Labbadia, der in der Winterpause seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte. Nur zwei Heimsiege glückten seinem Team diese Saison zu Hause, noch weniger Mut macht eine andere Statistik: Die Hamburger kassierten in den vergangenen 14 Pflichtspielen gegen die Bayern 53 Tore - knapp vier pro Spiel.

 

Anders als vor einem Jahr, als die Münchner zum Rückrunden-Auftakt bei einem 1:4 in Wolfsburg böse überrascht wurden und erst danach in die Spur fanden, sind sie nun durch die KSC-Pleite gewarnt. «Wir sind jetzt wach. Besser das Testspiel so spielen als gegen Hamburg», sagte Dauertorjäger Robert Lewandowski, der trotz 15 Hinrundentreffern als Zweitplatzierter hinter Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (18 Tore) nach eigener Aussage nicht an die Torschützenkanone denken mag. Titel mit der Mannschaft seien viel wichtiger, sagte der Pole. Der wichtigste wird am 28. Mai in Mailand vergeben.

 

Maximal 27 Spiele dirigiert Guardiola noch das Münchner Ensemble, das unter seinem Vorgänger Heynckes nach dem feststehenden Abschied 25 Spiele gewann. Darunter 16 der 17 Bundesliga-Partien. «Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld werden immer wichtiger sein als ich», würdigte der Katalane die zwei Münchner Champions-League-Gewinner ebenso wie den um acht Punkte distanzierten Bundesliga-Verfolger Nummer eins. «Dortmund ist in dieser Saison eine der fünf besten Mannschaften Europas.»

 

Leise Zweifel ließ der scheidende Coach nach der ungewöhnlich kurzen Vorbereitung bei der Frage nach der Form seiner Star-Truppe anklingen: «Ich habe Vertrauen in meine Spieler. Aber wir haben nur ein Freundschaftsspiel gespielt und ich weiß nicht, wie die Situation der Mannschaft ist.» Wegen der vielen Verletzten in der Hinrunde habe man mehr trainiert als gespielt. «Wir werden sehen, ob das eine gute Entscheidung war oder nicht.» Beim HSV fehlt der verletzte Emir Spahic, Stürmer Pierre-Michel Lasogga ist fraglich. Guardiola muss auf Franck Ribéry, Mario Götze, Rafinha, Juan Bernat und Medhi Benatia verzichten.

 

Um den auf einem Foto im Internet aufgetauchten Gehaltszettel Benatias gab es zuletzt ebenso Ärger wie über das von Bayern dementierte Gerücht, die Münchner hätten Real bei der FIFA angeschwärzt und stünden mit der Transfersperre der Königlichen in Zusammenhang. Von solchen Nebengeräuschen will sich vor allem Guardiola bei seiner Goodbye-Tour nicht stören lassen.

 

DFB-Sportdirektor Hansi Flick bedauert den Bundesliga-Abschied von Guardiola. «Das ist ein Verlust, er hat vieles verändert», sagte Flick beim Neujahrsempfang des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) in Barsinghausen. Flick bezeichnete den Katalanen als «besten Vereinstrainer überhaupt». (DPA)