Die Mehrheit der jungen Deutschen wünscht sich Kinder, doch die wenigsten bekommen auch in jungen Jahren Nachwuchs. Wie und wohin das Modell Familie in den kommenden Jahren steuert, hat das Institut Forsa in einer repräsentativen Studie für die Zeitschrift «Eltern» ergründet. 18- bis 30-Jährige wurden dazu befragt. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft häufig eine Lücke.
Wie wichtig sind Kinder?
Kinder gehören für junge Leute dazu. 87 Prozent der Befragten ohne Kinder wünschen sich welche.
Auf die Frage, was für sie «ein sehr wichtiger Aspekt im Leben» ist, nennen zudem 41 Prozent der 18- bis 30-Jährigen eigene Kinder. Erst weit dahinter kommen individuelle Selbstverwirklichung, Wohlstand und Karriere.
Für Jugendliche hingegen verliert eigener Nachwuchs aber etwas an Bedeutung, wie die Shell-Jugendstudie kürzlich ergab. Nach einem Anstieg auf 69 Prozent im Jahr 2010 liegt der Anteil der 12- bis 25-Jährigen mit Kinderwunsch derzeit nur bei 64 Prozent.
Wann wollen junge Deutsche Nachwuchs?
Hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Ein Drittel der 18- bis 22-Jährigen (34 Prozent) wünscht sich der Forsa-Studie zufolge bereits zwischen 25 und 27 das erste Kind. Tatsächlich hat in der Altersgruppe ab 27 Jahren aber erst jeder Fünfte Nachwuchs.
Generell gehen junge Erwachsene davon aus, dass die Deutschen künftig immer später Eltern werden: 37 Prozent aller Befragten glauben, dass es in 20 Jahren nichts Außergewöhnliches mehr ist, wenn eine 50-Jährige Mutter wird. Eine repräsentative YouGov-Umfrage ergab 2015 allerdings, dass 76 Prozent der Deutschen höchstens bis zum 40. Lebensjahr Kinder kriegen wollen.
Welche Folgen hat das für medizinische Hilfen beim Kinderkriegen?
Dem stehen junge Leute zumindest theoretisch aufgeschlossen gegenüber: 64 Prozent der Befragten mit Kindern oder Kinderwunsch stehen Sozial Freezing, also dem Einfrieren von Eizellen für später, offen gegenüber. Fast jeder Dritte von ihnen hat das schon genutzt oder würde es in Anspruch nehmen. Für Leihmutterschaft, Eizellen- oder Samenspende zeigte sich die Mehrheit generell offen. Tatsächlich infrage kommen diese Hilfen aber für die wenigsten: Selbst vorstellen können sich das nur gut 15 Prozent.
Eine Umfrage von TNS Emind ergab Ende 2014 zudem, dass hauptsächlich jüngere Deutsche Social Freezing positiv sehen. Bei den 14- bis 29-Jährigen spricht sich demnach eine Mehrheit von 53 Prozent dafür aus - bei den über 60-Jährigen nur jeder Fünfte.
Wie sieht die ideale Familie für junge Erwachsene aus?
Am liebsten noch immer ganz klassisch. 67 der Befragten ohne Kinder wünschen sich die typische «Kernfamilie». Jeder Fünfte träumt von einer Großfamilie mit drei Generationen unter einem Dach. Auch hier entspricht der Wunsch nicht unbedingt der gesellschaftlichen Entwicklung. Auf die Frage, welche Familienform in den kommenden 20 Jahren an Bedeutung gewinnt, nannten 83 Prozent aller Befragten die Patchworkfamilie, gefolgt von gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kind (80 Prozent) und Alleinerziehenden (69 Prozent).
Zumindest derzeit ist die Kernfamilie dem Statistischen Bundesamt zufolge aber noch am verbreitetsten. Ehepaare mit minderjährigen Kindern (69 Prozent) waren hierzulande 2014 die häufigste Familienform.
Welche Rolle spielt der Staat?
Fast die Hälfte aller Befragten rechnet damit, dass in Zukunft beide Eltern voll arbeiten und die Erziehung an Betreuungs- und Bildungseinrichtungen abgeben. Das Ideal sieht anders aus: 60 Prozent der Befragten mit Kindern oder dem Wunsch danach wollen sich zusammen mit dem Partner kümmern und weiter berufstätig sein. 38 Prozent aller Teilnehmer sagen, der Staat solle eine großzügigere Elternzeit ermöglichen.