Mindestens zehn Tote bei Selbstmordanschlag

Die Polizei sperrte den Ort der Explosion weiträumig ab. Foto: Tolga Bozoglu
Die Polizei sperrte den Ort der Explosion weiträumig ab. Foto: Tolga Bozoglu

Istanbul (dpa) - Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe der weltberühmten Hagia Sophia im Istanbuler Altstadtviertel Sultanahmet sind mindestens zehn Menschen getötet worden. 15 weitere Menschen seien bei dem Terrorangriff in der größten Stadt der Türkei verletzt worden, teilte der Gouverneur Istanbuls mit. Unter den Opfern sind nach Angaben aus der Türkei auch Deutsche. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan machte einen «Selbstmordattentäter syrischer Herkunft» für die Tat verantwortlich.

 

Die Zeitung «Cumhuriyet» berichtete unter Berufung auf einen Reporter in Sultanahmet, der Selbstmordattentäter habe sich in einer deutschen Touristengruppe in die Luft gesprengt. Die Zeitung «Hürriyet» berichtete, unter den Verletzten seien neun Deutsche. Sie würden in insgesamt vier Krankenhäusern behandelt. Zwei weitere Verletzte stammten aus Peru.

 

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, es sei zu früh, Aussagen darüber zu treffen, ob Deutsche betroffen seien. Das Generalkonsulat in Istanbul bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung und stehe in engem Kontakt mit den türkischen Behörden. Nach der Explosion empfahl das Auswärtige Amt deutschen Urlaubern «dringend», alle Menschenansammlungen in Istanbul zu meiden.

 

Erdogan machte keine spezifische Terrorgruppe für die Tat verantwortlich. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Ein Angreifer aus Syrien könnte aber auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Urheber hindeuten.

 

Zu der Detonation kam es in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. Die beiden weltberühmten Gebäude gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei.

 

Nach dem Anschlag verhängte die Regierung eine Nachrichtensperre. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der «nationalen Sicherheit» diene. Eine dpa-Reporterin wurde von Polizisten daran gehindert, in der Umgebung des Anschlagsortes Fotos zu machen.

 

Die dpa-Reporterin berichtete vor Ort von zahlreichen Polizisten sowie Rettungskräften. Auch Bombenentschärfer seien im Einsatz, sagte sie. Zunächst war unklar, ob Ausländer unter den Opfern sind. Deutsche sind die größte Urlaubergruppe in der Türkei.

 

Der IS hat im abgelaufenen Jahr mehrere Anschläge in der Türkei verübt, sich dabei aber vornehmlich auf kurdische Ziele konzentriert. Touristen waren allerdings bislang kein Anschlagsziel des IS.

 

Im Südosten des Landes läuft außerdem eine Offensive der türkischen Streitkräfte gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die damit gedroht hat, den Konflikt auch in den Westen der Türkei zu tragen. Die PKK greift aber in der Regel staatliche Einrichtungen an und ist bemüht, ihr Verhältnis zu westlichen Ländern zu verbessern.

 

Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen gesehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen, der in der Nähe der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens steht. Die Explosion um 10.15 Uhr (Ortszeit/09.15 MEZ) war noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören. (DPA)