Baugeld ist extrem günstig, Investitionen in Betongold angesichts der Mini-Zinsen beliebt. Experten sind daher überzeugt: Die Nachfrage nach Wohnraum wird auch im kommenden Jahr hoch bleiben - das treibt die Preise, vor allem in den In-Vierteln der Ballungsräume. «In den deutschen Städten steigen die Immobilienpreise rasant. In ein paar Jahren drohen an den Finanz - und Immobilienmärkten wieder Blasen, deren Platzen große wirtschaftliche Schäden verursachen», warnt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Ein wichtiger Grund für die Entwicklung sei die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank: Denn einerseits kann Wohneigentum derzeit extrem günstig finanziert werden, andererseits werden Investoren mangels attraktiver Alternativen in Aktien oder eben in Immobilien getrieben.
Schon 2015 beschleunigte sich die Aufholjagd bei den Preisen für Wohngebäude in Deutschland wieder, wie die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht November feststellt: «Der Preisauftrieb auf dem Immobilienmarkt hat sich im bisherigen Jahresverlauf wieder verstärkt. Dazu haben vor allem die Preisanstiege bei Eigenheimen beigetragen.» Ein Ende des seit 2010 anhaltenden Aufwärtstrends ist jedenfalls nicht in Sicht.
Allerdings mehren sich Stimmen, die vor Übertreibungen warnen. Die Bundesbank stuft das Risiko einer Preiskorrektur bei gleichzeitig starken Ausfällen von Krediten gegenwärtig zwar als gering ein - trotz des «vergleichsweise kräftigen Preisanstiegs». Bisher gebe es bei Wohnimmobilien keine Blasen - auch, weil die Preissteigerung nicht auf Pump finanziert werde und Immobilienkredite weiterhin auf moderatem Niveau wüchsen. Doch Vizepräsidentin Claudia Buch warnt: «Je länger niedrige Zinsen andauern, umso mehr bestehen für die Marktteilnehmer Anreize, erhöhte Risiken einzugehen.»
Auch Experte Jochen Möbert von der Deutschen Bank rechnet angesichts der hohen Nachfrage vor allem in Großstädten und Ballungsgebieten mit weiter anziehenden Hauspreisen, sollte das Angebot nicht ausgeweitet werden. Die Verteuerung könne sich sogar massiv beschleunigen, warnt Möbius: «Denn Investoren sind händeringend auf der Suche nach sicheren und doch einigermaßen renditeträchtigen Anlagen.»
Die Ratingagentur Standard&Poor's erwartet, dass die Immobilienpreise in Deutschland in den kommenden Jahren weiter anziehen, hält eine Blase aber für unwahrscheinlich. Zwar hätten sich Immobilien schon in den vergangenen sechs Jahren deutschlandweit durchschnittlich um 20 Prozent verteuert - in den sieben größten Städten Deutschlands sogar um 46 Prozent. Allerdings sei das Niveau zuvor sehr niedrig gewesen. Im internationalen Vergleich seien selbst die deutschen Städte noch immer nicht teuer.
Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist eine gute Nachricht für Menschen, die bereits in den eigenen vier Wänden leben: Ihre Immobilie gewinnt tendenziell an Wert. Aber auch Menschen, die sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen, haben Grund zur Freude. Denn selten war es so günstig wie derzeit, den Haus- oder Wohnungskauf zu finanzieren. «Die Zinsen für Wohnungsbaukredite an private Haushalte sind auf einem historisch niedrigen Niveau», analysiert Franz Eilers vom Verband deutscher Pfandbriefbanken.
Aktuell sind Hypotheken mit zehn Jahren Laufzeit nach Angaben der FMH Finanzberatung mit einem durchschnittlichen Zins von 1,56 Prozent zu haben - vor einem Jahr lag das Niveau noch bei 1,71 Prozent, vor drei Jahren bei 2,54 Prozent und vor fünf Jahren bei 3,72 Prozent.
Die Postbank warnt aber bereits vor «möglicherweise bald steigenden Baugeldzinsen». Allzu rasant dürfte die Entwicklung aber nicht verlaufen, denn die EZB hat angekündigt, den Leitzins noch lange auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen. Trotzdem: Nach einer Studie der Postbank brauchen Immobilienerwerber in Deutschland derzeit bei einem Zinssatz von 2,5 Prozent pro Jahr im Durchschnitt knapp 26 Jahre, um einen Kredit für eine 110 Quadratmeter große Eigentumswohnung abzubezahlen. Sollte der Zins um ein Prozentpunkt steigen, verlängere sich die Tilgungsdauer um rund sieben Jahre. (DPA/TMN)