Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich 2015 in Top-Form gezeigt - und auch jüngste Daten zur Arbeitskräfte-Nachfrage deuten vorerst auf eine Fortsetzung der Entwicklung hin. So gab es in Deutschland im abgelaufenen Jahr so viele Erwerbstätige wie noch nie. Fast 43 Millionen Menschen mit Wohnsitz in der Bundesrepublik waren im Jahresschnitt 2015 erwerbstätig, teilte das Statistische Bundesamt mit. Nach vorläufigen Angaben der Wiesbadener Behörde vom Montag lag die Zahl damit um 324 000 oder 0,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Damit setzte sich der seit mehr als zehn Jahren anhaltende Aufwärtstrend fort, obwohl das Plus etwas niedriger ausfiel als 2014 (0,9 Prozent). Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Von der robusten Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt profitierten nach Angaben des Bundesamtes insbesondere Arbeitnehmer. Ihre Zahl kletterte im Jahresdurchschnitt um 421 000 (plus 1,1 Prozent) auf 38,7 Millionen. Erneut gab es dabei auch mehr Jobs mit voller Sozialversicherungspflicht.
Auf ein Rekordniveau kletterte Ende 2015 auch die Nachfrage nach Beschäftigten. Im Dezember gab es in deutschen Betrieben und Behörden so viele freie Stellen wie selten zuvor, berichtet die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag bei der Veröffentlichung ihres Stellenindex BA-X. Der Indikator kletterte um einen Punkt auf 206 Zähler - den höchsten Wert seit der Einführung des Stellenbarometers 2004. Ihre Dezember-Arbeitslosenzahlen veröffentlicht die BA am Dienstag.
Nach BA-Angaben erweist sich derzeit insbesondere die personalintensive Betreuung von Flüchtlingen als Jobmotor. So verzeichneten die Arbeitsagenturen zuletzt eine starke Nachfrage nach Wach- und Sicherheitspersonal, sozialen Fachkräften und Verwaltungsmitarbeitern. «Dieser Zuwachs dürfte vor allem mit dem hohen Bedarf an Arbeitskräften im Umfeld des Flüchtlingsmanagements zusammenhängen», urteilte die Bundesagentur.
Bei der Arbeitslosenzahl rechnen Experten derweil für den Dezember mit einem etwas kräftigeren Anstieg. Mit 2,7 Millionen seien zum Jahresende rund 70 000 mehr Männer und Frauen ohne Arbeit gewesen als im November, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Fachleute berufen sich dabei auf eigene Berechnungen.
«Die Situation schaut weiter gut aus», erklärte BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Dass es im Dezember wieder mehr Arbeitslose gebe, hat nach Ansicht der Experten vor allem saisonale Gründe. So verlieren Mitarbeiter in Gastronomie, Landwirtschaft, Gärtnereien und Landschaftsbau in der kalten Jahreszeit häufig ihre Stelle. Gemischt fällt dagegen der Ausblick der Ökonomen für 2016 aus. Sie erwarten zwischen 40 000 und 100 000 mehr Arbeitslose im Jahresdurchschnitt. Hauptursache: die erwartete wachsende Zahl arbeitsloser Flüchtlinge. (DPA)