Deutsche Kohlekraftwerke stoßen sieben Tonnen Quecksilber aus

Blick über Abraumhalden des Jänschwalder Braunkohletagebaus auf die qualmenden Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul
Blick über Abraumhalden des Jänschwalder Braunkohletagebaus auf die qualmenden Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul

Deutschlands Kohlekraftwerke stoßen jährlich rund sieben Tonnen giftiges Quecksilber aus. Laut einem Gutachten des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion ist Deutschland in der EU bei der Quecksilberbelastung Spitzenreiter neben Polen und Griechenland. 70 Prozent des Quecksilberausstoßes in Deutschland gehen laut der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, auf Kohlekraftwerke zurück. Zuvor hatten «Spiegel Online» und «Welt am Sonntag» über die Ergebnisse berichtet.

 

Die Grünen kritisierten erneut, die Grenzwerte für Quecksilber seien zu hoch. Das Bundesumweltministerium wies die Vorwürfe zurück.

 

Bei Säuglingen und Kleinkindern kann Quecksilber zu Gehirnschäden führen. Zusätzlich kann das Schwermetall auch bei Erwachsenen krebserregend und nervenschädigend sein.

 

Moderne Filtertechnik könne helfen, rund 85 Prozent der Quecksilber-Emissionen großer Braun- und Steinkohlekraftwerke zu vermeiden, betonten die Hamburger Forscher. «Es ist technisch möglich, den Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken zu reduzieren, das muss endlich passieren. Alles andere ist gesundheits- und umweltpolitisch grob fahrlässig», sagte der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer.

 

Der Politiker forderte die Bundesregierung auf, ähnlich strenge Emissionswerte wie in den USA einzuführen. «Wendet man die US-Grenzwerte in Deutschland an, würde kein Braunkohlekraftwerk weiter am Netz bleiben dürfen», sagte Krischer. Lediglich das stillgelegte Steinkohlekraftwerk Datteln in Nordrhein-Westfalen würde den US-Grenzwert erfüllen, 52 weitere Kohlekraftwerke würden diesen jedoch überstiegen. In Deutschland ist eine Grenzwertsenkung von 2019 an vorgesehen. Umweltschützer haben die Quecksilber-Emissionen der Kohlemeiler bereits wiederholt ins Visier genommen.

 

Das Bundesumweltministerium wies die Kritik an den Grenzwerten zurück. «Deutschland hat sich bei der Neuregelung für niedrige EU-Grenzwerte eingesetzt, auch gegen die Vorbehalte unserer EU-Partner, die nicht alle bereit waren, die Quecksilber-Emissionen zu senken und zu überwachen», sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der Zeitung «Welt am Sonntag». Deutschland gehöre weltweit zu den wenigen Ländern, die schon seit längerer Zeit Quecksilbergrenzwerte haben. (DPA)