Als Kunstfreund gibt es allen Grund zur Vorfreude auf 2016. Eines fällt auf: Viele Ausstellungsmacher holen sich ins Haus, was sie selber nicht haben.
FLORENZ IN FRANKFURT: Mehr als 120 Leihgaben bieten vom 24. Februar bis zum 5. Juni «eine noch nie da gewesene Übersicht» über die Kunst des Manierismus im Florenz des 16. Jahrhunderts. «Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici» nennt das Städel in Frankfurt seine Ausstellung zu einem zentralen Kapitel der italienischen Kunstgeschichte.
Der Manierismus gilt vielen als gekünstelt, doch es kann auch ein sehr eleganter und extravaganter Stil sein - «the stylish style», wie ihn ein Kunsthistoriker in den 1960er Jahren genannt hat. Ausgangspunkt der Schau ist eines der kostbarsten Werke der Städel-Sammlung, das «Bildnis einer Dame in Rot» von Agnolo Bronzino (1503-1572).
VENEDIG IN HAMBURG: Venedig ist wie keine andere Stadt ein Gesamtkunstwerk. Seine vom Meer durchdrungene Lage und kulissenhafte Prachtarchitektur vermitteln den Eindruck einer Inszenierung. Deshalb verwundert es nicht, dass die Stadt immer ein Lieblingsmotiv der Maler gewesen ist, von Vittore Carpaccio (1465-1525/26) bis Wassily Kandinsky (1866-1944). Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg vereint die Venedig-Bilder aus fünf Jahrhunderten vom 1. Oktober 2016 bis zum 15. Januar 2017 unter dem Titel «Venedig, Stadt der Künstler».
SPANIEN IN BERLIN: Das Siglo de Oro, das Goldene Zeitalter der spanischen Malerei in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, hat Meister wie Diego Velázquez, Francisco de Zurbarán und Bartolomé Murillo hervorgebracht. Faszinierend ist dabei, dass die Kunst zu einer Zeit erblühte, als die Macht des spanischen Weltreiches verfiel. Die Gemäldegalerie Berlin verspricht für die Zeit vom 1. Juli bis zum 30. Oktober 2016 ein facettenreiches Panorama der Ära Velázquez, wie es in diesem Umfang außerhalb Spaniens bislang nicht zu sehen war. Über 100 Werke aus internationalen Sammlungen sollen zusammengeführt werden - anschließend wandert die Ausstellung weiter in die Kunsthalle München.
MÜNCHEN IN WIEN: Der Münchner Malerfürst Franz von Stuck - berühmt für seine einst als skandalös empfundenen erotischen Bilder - beeinflusste maßgeblich die blühende Wiener Kunstszene der Jahrhundertwende mit Gustav Klimt an der Spitze. Stuck (1863-1928) sei ebenso wie der ein Jahr ältere Klimt ein «shooting star» seiner Zeit gewesen, meint das Wiener Museum Belvedere und widmet ihm nun die Ausstellung «Sünde und Secession - Franz von Stuck in Wien». Vom 1. Juli bis zum 9. Oktober 2016 dokumentiert die Schau die vielfältigen Wirkungen seines Schaffens auf die Wiener Kunst des Fin de Siècle.
BOSCH IN DEN BOSCH: 2016 ist es 500 Jahre her, dass der «Höllenmaler» Hieronymus Bosch (ca. 1450-1516) in seinem Geburtsort ‘s-Hertogenbosch - kurz Den Bosch genannt - starb. Heute befindet sich in der niederländischen Stadt kein einziges Bild mehr von ihm, doch zu seinem Todestag kommen viele noch einmal zurück: Das Noordbrabants Museum zeigt vom 13. Februar bis zum 8. Mai 2016 die internationale Ausstellung «Jheronimus Bosch - Visionen eines Genies». Mit voraussichtlich 20 Gemälden und 19 Zeichnungen ist es die größte Übersichtsausstellung, die es zu diesem Malergenie mit seiner Vorliebe für bizarre Horrorszenen je gegeben hat. Endlich ist Bosch also wieder da, wo er herkommt. Den weltberühmten «Garten der Lüste» rückt der Prado in Madrid allerdings nicht heraus. (DPA)