Mehr als 11 000 Beschwerden bei den Reise-Schlichtern

Bis bis Jahresende erwartet die Schlichtungsstelle etwa 11 700 Anträge. Foto: Roland Weihrauch/Archiv
Bis bis Jahresende erwartet die Schlichtungsstelle etwa 11 700 Anträge. Foto: Roland Weihrauch/Archiv

Eine Rekordzahl an Beschwerden hat die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) in diesem Jahr erreicht. Bis Mitte Dezember wandten sich rund 11 400 Betroffene an die Schlichter in Berlin, bis Jahresende erwartet die Einrichtung etwa 11 700 Schlichtungsanträge. Das ist ein Anstieg um gut 3600 Fälle oder etwa 45 Prozent. Die Zahlen gehen aus einer vorläufigen Jahresbilanz der Schlichtungsstelle hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. SÖP-Geschäftsführer Heinz Klewe wertete den Zuwachs als Vertrauensbeweis.

«Die Schlichtung vermag die Kundenzufriedenheit wiederherzustellen, da sich die Reisenden mit ihrer Beschwerde ernst genommen fühlen», sagte er. «Zudem akzeptieren sie das Ergebnis der Schlichtung durch eine neutrale Instanz.» In vielen Fällen geht es um Entschädigungen bei Verspätungen oder Ausfällen von Flügen und Bahnfahrten. Im Nahverkehr mussten sich die Schlichter häufig mit Ärger um Schwarzfahrer beschäftigen, wie Klewe berichtete.

 

Das zweite Jahr in Folge sprang die Zahl der Schlichtungsanträge zu Flugreisen nach oben, auf rund 8700 nach 4813 im Vorjahr. Die Erfolgsquote lag zuletzt bei 92 Prozent, das heißt in den meisten Fällen nahmen Beschwerdeführer und Airlines die Schlichtungsempfehlung an, die damit rechtlich bindend wurde.

 

Erst nach ihrer staatlichen Anerkennung auch für den Flugverkehr war der Schlichtungsstelle 2014 der Durchbruch in dieser Branche gelungen. Nun beteiligen sich alle deutschen sowie 40 internationale Fluggesellschaften an dem Verfahren. Darunter sind auch die großen Billigflugfirmen Ryanair und Easyjet. Klewe rechnet damit, dass sich 2016 weitere Airlines der SÖP anschließen werden.

 

Bei den Bahnreisen gibt es eine andere Entwicklung. Dort geht die Zahl der Schlichtungsanträge seit 2013 zurück. Im vorigen Jahr waren es 3060, in diesem Jahr werden es nur noch rund 2600 sein, das ist ein Minus von 15 Prozent. «Das Beschwerdemanagement der Bahn hat offensichtlich angesichts der vielen Probleme 2015 - etwa die Streiks der Lokführer - direkt zugunsten der Kunden entschieden, so dass es keiner Schlichtung bedurfte», bemerkte Klewe dazu. Die Schlichtungsquote liege bei 81 Prozent.

 

Die SÖP ist von der Bundesregierung als Schlichtungsstelle für Bahn, Luftverkehr, Fernbus und Schiff anerkannt. Rund 250 Verkehrsunternehmen beteiligen sich an dem Verfahren, das sie selbst finanzieren. Zu Fernbus-Reisen sind bislang nur wenige Beschwerden eingangen, in diesem Jahr waren es rund 200. Der Marktführer MeinFernbus FlixBus macht bei der Schlichtung ebenso mit wie der neue Anbieter Megabus. (DPA)