Facebook großer Plan: Eine Plattform für alle Lebenslagen

«M» soll der persönliche Facebook-Assist für den Nutzer werden. Foto: Lukas Schulze
«M» soll der persönliche Facebook-Assist für den Nutzer werden. Foto: Lukas Schulze

Facebook stellte 2015 neue Rekorde auf, deren Dimension nur schwer zu fassen ist: 1,5 Milliarden Nutzer weltweit, eine Milliarde täglich. Doch für das weltgrößte Online-Netzwerk ist das alles andere als genug. Gründer Mark Zuckerberg macht verstärkt Druck, Milliarden Menschen mehr in Entwicklungsländern ins Netz - und gleichzeitig zu Facebook - zu bringen. Und zugleich sollen Facebook und seine Dienste zu einer Plattform werden, die man immer seltener verlassen muss, egal, was man im Netz vorhat.

 

So wird der Facebook Messenger mit zuletzt mehr als 700 Millionen Nutzern zu einer Art Schweizer Taschenmesser unter den Kurzmitteilungsdiensten entwickelt. Zuletzt wurde vorerst in den USA ein Knopf für den direkten Zugriff auf Fahrdienste wie Uber eingefügt. Zuvor baute Facebook eine Funktion zum Bezahlen und dem Überweisen kleiner Geldbeträge an Freunde sowie einen Videochat ein und startete das ambitionierte Projekt eines persönlichen Assistenten direkt im Messenger.

 

«M» soll den Nutzern bei allen möglichen Alltags-Problemen helfen: Einen Tisch im Restaurant reservieren, ein Geschenk für den Partner aussuchen, ein Reiseziel fürs Wochenende auswählen und gleich buchen. «Er kann Dinge, die niemand sonst kann», prahlte Messenger-Chef David Marcus bei der Vorstellung im August mit Blick auf andere digitale Assistenten wie Apples Siri oder Microsofts Cortana. Denn neben Algorithmen setzt Facebook bei «M» auch auf menschliche Helfer, die dafür sorgen sollen, dass jede Anfrage erfüllt wird.

 

Außerdem will Facebook der Google-Tochter YouTube mit mehr Videos Konkurrenz machen, experimentiert mit integrierten Mini-Onlineshops in seiner Mobil-App, hat mehr als 400 Millionen Nutzer beim Foto-Dienst Instagram, lässt Live-Videos streamen und will mit «Instant Articles» zu einer Plattform für Artikel klassischer Medien werden. Die Inhalte werden dabei bei Facebook gespeichert, damit es keine Wartezeiten gibt. Die «Washington Post», die inzwischen Amazon-Gründer Jeff Bezos gehört, kündigte bereits an, alle ihre Artikel werden zu Facebook kommen. Andere Medien waren nicht so begeistert und Facebook musste jüngst die Konditionen bei der Werbung nachbessern.

 

Doch am deutlichsten werden Facebooks Ambitionen in den Entwicklungsländern, wo Milliarden Menschen noch nicht online sind. Dort bietet das Online-Netzwerk in seiner Initiative Internet.org einen abgespeckten Facebook-Service zusammen mit anderen Online-Diensten sehr günstig oder sogar kostenlos an. «Wir wissen, dass Facebook einer der Hautgründe ist, weshalb Menschen vor allem in Entwicklungsländern Telefone kaufen», sagte die für das operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg schon Anfang des Jahres. «Die Menschen gehen in Telefon-Läden und sagen: «Ich will Facebook». Die Leute verwechseln Facebook und Internet mancherorts.»

 

Mark Zuckerberg lässt keine Zweifel, dass sein Netzwerk es ernst meint mit dem erklärten Ziel, die ganze Welt zu vernetzen. «Selbst wenn das bedeutet, dass Facebook dafür im nächsten Jahrzehnt Milliarden Dollar ausgibt, glaube ich, dass es auf lange Sicht gut für uns und die Welt sein wird», sagte er bei einem Auftritt im September. In Indien überwand Facebook massive Proteste gegen seinen kostenlosen, aber eingeschränkten Internet-Zugang «Free Basics» und führte ihn im November landesweit ein. Nach der Kritik wurde die Plattform für alle Dienste geöffnet - nur beim Datenverkehr müssen sie sparsam sein.

 

Zugleich zeigt sich, dass auch Facebook nicht alle Netz-Bereiche knacken kann. Vor wenigen Wochen löste das Online-Netzwerk sein App-Labor Creative Labs auf und zog drei Anwendungen zurück. Dazu gehörten die für anonyme Nutzung ausgelegte Chat-App «Rooms», die erst im April vorgestellte Video-App «Riff» und die Anwendung «Slingshot» - bereits der zweite fehlgeschlagene Versuch, mit Snapchat und seinen von alleine verschwindenden Fotos zu konkurrieren. (DPA)