Die Terrormiliz Islamischer Staat hat im abgelaufenen Jahr in Syrien und im Irak große Regionen verloren. Das Herrschaftsgebiet der Dschihadisten schrumpfte von Januar bis Anfang Dezember um etwa 14 Prozent, schätzt der militärische Branchendienst «IHS Jane's Conflict Monitor». Vor allem kurdischen Einheiten eroberten im Norden Syriens entlang der Grenze zur Türkei viel Territorium zurück. Auch Iraks Armee konnte den IS mit Hilfe der US-geführten internationalen Koalition zurück-drängen.
Am Dienstag begann ein neuer Vorstoß: Irakische Einheiten begannen im Westen des Landes mit einem Großangriff auf das Zentrum der strategisch wichtigen Provinzhauptstadt Ramadi. Die Armee habe den Fluss Euphrat überquert und sei in zwei Innenstadtviertel vorgedrungen, erklärte ein Militärsprecher.
Der IS hatte Ramadi im Mai eingenommen. Das war einer der größten Erfolge der Extremisten in diesem Jahr. Mit Hilfe von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition versucht die irakische Armee seit Monaten, die Stadt zurückzuerobern.
Laut «IHS Jane's Conflict Monitor» verkleinerte sich das IS-Gebiet, von der Miliz «Kalifat» benannt, in diesem Jahr um rund 12 800 auf nun 78 000 Quadratkilometer. Das entspricht in etwa der Fläche der Tschechischen Republik. Große Teile des IS-Herrschaftsgebiets bestehen allerdings aus Wüste.
Im Norden Syriens drängten die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) den IS unter anderem aus der monatelang umkämpften Grenzstadt Kobane zurück. Die syrischen Kurden konnten den Analysten zufolge das Gebiet unter ihrer Kontrolle mehr als verdopplen. Nach weiteren Erfolgen kontrollieren sie mittlerweile den größten Teil der Grenze zur Türkei.
Laut den Militäranalysten zog der IS Kämpfer von der Front zu den Kurden im Norden ab, um anderswo in die Offensive zu kommen. Das weise darauf, dass die Miliz überdehnt gewesen sei und ihr andere Gebiete wichtiger seien.
Im Irak verloren die IS-Extremisten die Stadt Tikrit, die Stadt Baidschi samt der großen Erdölraffinerie dort sowie ein Teil der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Mossul und der IS-Hochburg Al-Rakka. Das erschwert dem IS der Analyse zufolge den Transport von Gütern und Kämpfern.
Gebietsgewinne verzeichnete die sunnitische Terrormiliz hingegen bei der Eroberung Ramadis und bei ihrem Vorstoß im Westen Syriens. Dort brachte sie die historische Oasenstadt Palmyra unter Kontrolle und rückte näher an die Hauptstadt Damaskus heran.
In seinem Herrschaftsgebiet haben der IS und sein Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ein «Islamisches Kalifat» ausgerufen, in dem sie ein Gewaltmonopol mit Polizei und Geheimdienst errichtet haben. Der IS kassiert Steuern und betreibt eine eigene Justiz. Die Extremisten beherrschen zudem das Bildungssystem, organisieren Sozialunterstützung und verteilen Saatgut an Bauern. (DPA)