VW Golf GTI Clubsport: Von wegen in Ruhe gereift

Mit 250 km/h ist der Clubsport ziemlich schnell unterwegs. Foto: Volkswagen
Mit 250 km/h ist der Clubsport ziemlich schnell unterwegs. Foto: Volkswagen

Als der VW den ersten Golf GTI abgesegnet hat, war der Vorstand skeptisch. Mehr als 5000 Zulassungen hatten sie dem Wagen mit 81 kW/110 PS und einem Spitzentempo von 182 km/h nicht zugetraut. Das ist fast 40 Jahre her und mittlerweile sind über zwei Millionen GTIs verkauft. Wenn das kein Grund zum feiern ist, sagen sich die Niedersachsen und bringen zum runden Geburtstag deshalb einen ganz besonderen GTI auf den Weg: «Clubsport» heißt das Editionsmodell, das im Frühjahr zu Preisen ab 34 500 Euro in den Handel kommt.

Und es will nichts weniger sein als der stärkste und schärfste GTI aller Zeiten sein.

 

Mit Overboost zum Überflieger

Dieser Anspruch manifestiert sich zuallererst natürlich im Motor. Zwar steckt unter der Haube des «Clubsport» derselbe 2,0-Liter-Turbo wie im Serienmodell. Doch wo der Vierzylinder im GTI auf 162 kW/220 PS und im GTI Performance auf 169 kW/230 PS kommt, stehen nun schon einmal 195 kW/265 PS im Datenblatt. Und damit nicht genug: Damit man beim Überholen etwas schneller voran oder auf der Rennstrecke besser aus der Kurve heraus beschleunigt, gibt es zum ersten Mal noch einen Overboost für den Turbo.

 

Zehn Sekunden lang lässt sich damit die Leistung auf 213 kW/290 PS steigern und das maximale Drehmoment von 350 auf 380 Nm anheben. Und plötzlich hat der GTI gewaltig Rückenwind. Mit 250 km/h ist der Clubsport einen Hauch schneller als das Grundmodell. Mit 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h nimmt er dem normalen GTI immerhin fünf Zehntel ab.

 

Lebendiger als ein Golf R

Doch es ist nicht die Leistung allein, die den Unterschied machen soll. Sondern mehr noch als mit seinen Sprinter-Qualitäten will der Clubsport mit seiner Querdynamik überzeugen. Er baut deshalb in schnellen Kurven viel mehr Grip auf, erst recht, wenn man die optionalen Semi-Slicks auf den 19-Zoll-Räderm bestellt. Die Progressivlenkung mit der verkürzten Übersetzung schneidet scharf entlang der Ideallinie. Die Vorderachssperre reißt den Wagen förmlich in die Kurve und kickt ihn danach mit genauso viel Elan wieder heraus.

 

Und das noch einmal um zehn Prozent steifere Fahrwerk sorgt für die nötige Bodenhaftung. Ohne dass einem das elektronische Stabilitätsprogramm ständig den Spaß verderben würde, wirkt der Clubsport deshalb bei hohem Tempo spürbar agiler, handlicher und quirliger. Spätestens da sticht er auch den Golf R aus.

 

Feinschliff im Windkanal

Geschürt wird die Gier nach Kurven durch eine veränderte Aerodynamik: Längere Lippe am Bug, größere Nüstern im Stoßfänger und ein Doppelflügel am Heck. Vor allem erzeugen die Niedersachsen damit zum ersten Mal beim GTI einen messbaren Abtrieb: Der Fahrtwind lupft das Auto nicht mehr, sondern presst es förmlich auf den Asphalt und erhöht so den Grip.

 

So wirkungsvoll diese Modifikationen auf der Strecke sein mögen, so wenig Eindruck schindet der Clubsport damit beim PS-Posing. Genau wie mit seinem Sound. Denn man muss schon sehr genau hinhören, wenn man zwischendurch mal ein Brabbeln oder ein Brüllen hören will. Da machen andere Kraftmeier mehr Krawall.

 

Vom Schalensitz in die Zange genommen

Auch im Innenraum gibt es Unterschiede: Das griffige Alcantara-Lenkrad hat eine feuerrote 12-Uhr-Markierung, damit man im Kurvenkarussell nie den Überblick verliert. Statt der komfortablen GTI-Sessel geben einem Integralsitze beim heißen Ritt um enge Radien den nötigen Seitenhalt. Und besser aussehen tun sie obendrein.

 

Offiziell ist der Clubsport ein normales Serienmodell. Doch weil die Produktion erst im Frühjahr beginnt und mit der Modellpflege für den Golf im Spätherbst schon wieder endet, wird es nur ein paar Tausend Autos geben. Genau wie die Editionen zu den letzten runden Geburtstagen hat der Clubsport deshalb das Zeug zum Klassiker, hoffen die Niedersachsen und mahnen Kaufinteressenten zur Eile.

 

Fazit: Endlich ein Golf mit Gefühl

Natürlich bleibt der GTI auch als «Clubsport» immer ein Golf und selbst in Feierlaune können die VW-Ingenieure nicht ganz heraus aus ihrer Haut. Gar so wild wie ein Ford Focus ST und so kompromisslos wie ein Renault Mégane RS ist deshalb auch der «stärkste und schärfste GTI aller Zeiten» nicht. Doch so lebendig und lustvoll wie im Clubsport hat man dafür den Golf selten erlebt.

 

Datenblatt: VW Golf GTI Clubsport

Motor und Antrieb Vierzylinder-Turbo-Benziner
Hubraum: 1984 ccm
Max. Leistung: 195 kW/265 PS bei 5350 - 6000 U/min
Max. Drehmoment: 350 Nm bei 1700 - 5300 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Maße und Gewichte  
Länge: 4,26 m
Breite: 1,79 m
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,63 m
Leergewicht: 1375 kg
Zuladung: k.A.
Kofferraumvolumen: 380-1270 Liter
Fahrdaten  
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,9 s
Durchschnittsverbrauch: 7,0 Liter/100 km
Reichweite: 700 km
CO2-Emission: 162 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6
Energieeffizienzklasse: k.A.
Wichtige Serienausstattung  
Sicherheit: Sechs Airbags, Multi-Kollisionsbremse, Einparkhilfe
Komfort: Klimaautomatik, Schalensitze, Alcantara-Lenkrad
Spritspartechnik: Start-Stopp-Funktion
Kosten  
Basispreis des VW Golf GTI: 29 225 Euro
Grundpreis des Golf GTI Clubsport: 34 500 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 174 Euro/Jahr

 

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

 

(DPA-INFOCOM)