«Früher war mehr Lametta»: Letzter deutscher Hersteller hört auf

Riffelmacher & Weinberger verarbeitete einst bis zu 50 Tonnen Material jährlich. Foto: Oliver Berg
Riffelmacher & Weinberger verarbeitete einst bis zu 50 Tonnen Material jährlich. Foto: Oliver Berg

Einst ein Klassiker der Weihnachtsdeko, heute ein Auslaufmodell: Lametta ist nicht mehr gefragt an Weihnachtsbäumen. Der letzte Hersteller in Deutschland hört mit der Produktion der weihnachtlichen Glitzerfäden auf. «Wir haben heuer (dieses Jahr) das letzte Lametta produziert», sagte Walter Enzenhöfer, Verkaufsleiter beim Unternehmen Riffelmacher & Weinberger im fränkischen Roth. Derzeit seien noch Restbestände im Handel, aber dann «wird es nicht mehr in Deutschland produziert», sagte Enzenhöfer. Er bestätigte damit einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung».

 

Enzenhöfer begründete den Ausstieg aus der Lametta-Produktion mit der nachlassenden Nachfrage. Er weine dem Lametta jedoch keine Träne nach, sagte Enzenhöfer. Stattdessen kämen nun neue Weihnachtsprodukte auf den Markt - etwa Girlanden aus Kunststoff.

 

Das fränkische Unternehmen produziert seit mehr als 90 Jahren unter anderem Weihnachtsschmuck. Mit dem Ende des Lamettas aus Stanniol endet in Roth eine Jahrhunderte alte Fertigungs- und Wirtschaftstradition. Dort gab es einst mehrere Fabriken, die Lametta produzierten. Die Stadt war das Zentrum der sogenannten Leonischen Industrie, in der Feinmechaniker Metalldrähte und -fäden verarbeiteten - etwa zu Schmuck und Lametta.

 

Übrig blieb nur Riffelmacher & Weinberger. Das Unternehmen verarbeitete einst bis zu 50 Tonnen Material jährlich, wie die Zeitung schreibt. Zuletzt seien es noch ein paar Hundert Kilo gewesen. Mittlerweile wird der meiste Weihnachtsschmuck in China hergestellt.

 

Das Rohmaterial hatte Riffelmacher & Weinberger von der hessischen Firma Eppstein Foils übernommen und daraus Lametta gefertigt. Die Restbestände seien nun abverkauft worden.

 

Eppstein Foils selbst stieg bereits Ende 2014 aus der Lametta-Produktion aus, wie Horst Fischer vom Vertrieb erzählt. Zum Schluss stellte die Firma nur noch zwei bis drei Tonnen im Jahr her, früher war es das Vielfache davon. «Aber es hat sich nicht mehr rentiert, das hängt sich ja niemand mehr an den Weihnachtsbaum.» Früher sei die Lametta-Fertigung ein Hauptzweig der Firma gewesen, die nun vor allem Blei-und Zinkfolien herstellt.

 

Schon 1978 wusste Opa Hoppenstedt in Loriots Sketch «Weihnachten bei Hoppenstedts»: «Früher war mehr Lametta.» Schon seit einigen Jahren werde Lametta kaum noch nachgefragt, heißt es in der Branche. «Lametta ist völlig out», sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur in Köln, Thomas Grothkopp, am Donnerstag. Das gelte schon seit einigen Jahren. Lametta sei für viele altmodisch, dazu komme der Trend zu nachhaltigeren Produkten wie Holzaccessoires.

 

Der größte Umsatzbringer beim Weihnachtsschmuck seien Christbaumkugeln. Nach wie vor gut nachgefragt werden auch Kerzen, ein neuer Trend seien zum Beispiel Lichterketten mit LED-Technik. Genaue Zahlen gebe es aber nicht. Der weitaus größte Teil der Weihnachtsartikel werde in Asien produziert, vor allem in China. (DPA)