Niederlagen in allen Regionen haben die Erfolgsserie von Frankreichs rechtsextremer Front National (FN) vorläufig gestoppt. Unmittelbar nach Ende des zweiten Wahlgangs gab sich Parteichefin Marine Le Pen dennoch kämpferisch. «Nichts kann uns aufhalten», rief Le Pen jubelnden Anhängern zu, die Front National befinde sich in einem «unaufhaltsamen Aufstieg». Eine Woche nach ihrem Triumph in der ersten Runde musste die FN im zweiten Durchgang bittere Niederlagen einstecken. Zuvor hatten die Rechtsextremen noch in sechs Regionen geführt.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich zufrieden über den Wahlausgang in Frankreich. «Trotzdem: Das Erstarken rechter und rechtsextremer Parteien in Europa bereitet mir große Sorgen. Ein Rückfall in nationale Abschottung ist das Letzte, was wir heute in Europa brauchen», sagte er der «Bild»-Zeitung. «Denn das vergiftet nicht nur das Klima, schürt Hass und Zwiespalt zwischen den Menschen, sondern er verhindert zudem die Lösung drängender Aufgaben, mit denen Europa heute massiv konfrontiert ist.»
In allen Regionen Frankreichs gewannen nun Kandidaten der regierenden Sozialisten und der oppositionellen Republikaner. Die Konservativen siegten in sieben Regionen des Kernlandes, die Linke lag in fünf Regionen vorn, Korsika ging an einen unabhängigen Bewerber.
Nach den Terroranschlägen von Paris genau einen Monat zuvor am 13. November war die Wahl von Polizei und Militär stark gesichert. Frankreich ist weiter im Ausnahmezustand.
Die Regionalwahlen waren die letzte landesweite Entscheidung vor der Präsidentschaftswahl 2017. Umkämpft waren vor allem drei Regionen, in denen die Sozialisten ihre aussichtslosen Kandidaten zurückgezogen oder nicht mehr unterstützt hatten. In Nord-Pas-de-Calais-Picardie, wo FN-Chefin Le Pen vergangenen Sonntag mit 40,6 Prozent klar vorn lag, musste sie sich nun mit 42,8 Prozent dem Republikaner Xavier Bertrand (57,2) geschlagen geben.
In der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur hatte die 26-jährige Marion Maréchal-Le Pen, Nichte der Parteichefin, ebenfalls mit knapp 41 Prozent vorn gelegen. Nun unterlag sie mit etwa 45,2 Prozent dem konservativen Kandidaten Christian Estrosi, der auf 54,8 Prozent kam.
In der Grenzregion zu Deutschland hatte der Sozialist Jean-Pierre Masseret den von der Parteiführung geforderten Rückzug verweigert. Dennoch gewann der offiziell auch von den Sozialisten unterstützte Konservative Philippe Richert mit 48,4 Prozent gegen FN-Vize Florian Philippot, der bei 36,1 Prozent landete.
Regierungschef Manuel Valls sagte nach der Wahl, die Gefahr durch Rechtsextreme sei nicht gebannt. Deswegen gebe es weder Erleichterung noch Triumph. Nun müsse «schneller gehandelt werden, um schneller Ergebnisse zu bekommen». Als Beispiele nannte Valls Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und die Ausbildung junger Menschen. Die schlechten Wirtschaftswerte werden der Regierung angelastet.
Im ersten Wahlgang hatte die FN mit 27,7 Prozent ihr landesweit bestes Ergebnis erzielt - vor den Konservativen um Sarkozy (26,7) und dem Bündnis der Sozialisten von Hollande (23,1). (DPA)