Unsere Zukunft mit Robotern - Japan zeigt, wo es lang geht

Roboter bekommen immer mehr menschliche Fähigkeiten und nähern sich auch im Aussehen dem Menschen an. Das zeigte etwa der Androide «Teleniod» auf der IREX in Tokio. Foto: Franck Robichon
Roboter bekommen immer mehr menschliche Fähigkeiten und nähern sich auch im Aussehen dem Menschen an. Das zeigte etwa der Androide «Teleniod» auf der IREX in Tokio. Foto: Franck Robichon

Leonardo da Vinci begrüßt den Besucher aus Peking in akzentfreiem Chinesisch. «Nihao», guten Tag, erwidert der Besucher und fragt ganz verblüfft: «Du kannst Chinesisch?». «Nur ein bischen», erwidert da Vinci. Das Genie der italienischen Renaissance weilt dank eines japanischen Roboterexperten wieder auf Erden, diesmal in Gestalt eines Androiden, eines menschenähnlichen Roboters. Die Entwicklung von Professor Minoru Asada war zu bestaunen auf der Internationalen Roboterausstellung IREX in Tokio, der weltgrößten Ausstellung von Robotern aller Art.

Was die Hightech-Nation Japan hier an geballter Technologie rund um Roboter zur Schau stellt, soll dem Otto-Normalverbraucher einen Blick in die schöne neue Welt der Zukunft bieten, in der Roboter uns Menschen dienen und unterhalten.


Zum Beispiel HSR aus dem Hause Toyota. Ausgerüstet mit mehreren Kameras und Sensoren kann der einarmige «Partner-Roboter» sanft durchs Haus surren und auf Kommando per Tabletcomputer heruntergefallene Dinge aufheben, Schubladen öffnen oder seinem menschlichen Besitzer Flaschen oder Ähnliches ans Bett bringen. «In Zukunft soll der Roboter so etwas unabhängig von sich aus bewerkstelligen können», erklärt Firmensprecher Hiromichi Nakashima. Der HSR sei unter anderem für alte, gebrechliche Menschen gedacht. Genau diese Zielgruppe haben viele der in Tokio ausstellenden Roboterentwickler im Visier. Schließlich altert keine Industriegesellschaft so rasant wie Japan.


Professor Kanya Tanaka von der Universität Yamaguchi hat einen Roboter entwickelt, der alte Menschen oder Patienten füttert. Per Maustaste oder mit Hilfe eines blickgesteuerten Interface kann der Nutzer aus mehreren auf der Maschine aufgereihten Leckerbissen wie zum Beispiel Sushi-Häppchen auswählen. Daraufhin bewegt sich ein Holzlöffel ähnlich wie bei Getränkeautomaten an die betreffende Stelle und schiebt das Essen auf einen darunter hängenden zweiten Löffel, der den Happen zum Mund führt. «Viele Roboter können zwar Dinge greifen, aber bei weichen Speisen ist das schwierig», erläutert Tanaka die Vorzüge seiner ebenso simplen wie praktischen Erfindung.


Kräftig angepackt wird dagegen beim tragbaren Roboter «Exo-Muscle», der dem Menschen ungeahnte Kräfte verleiht. Der auch «Muskelanzug» genannte Roboter lässt sich tragen wie ein Rucksack und verhilft dem Nutzer dazu, mit Hilfe von druckluftgefüllter künstlicher Muskeln schwere Gegenstände federleicht hochzuheben, je nach Modell bis zu 22 oder gar 30 Kilogramm. Dabei wiegt der Roboter selbst nur zwischen 4 und 5,5 Kilogramm. Praktisch zum Beispiel für Pflegekräfte, die alte Menschen ins Bett heben müssen. Auch Landwirten oder Transportfirmen sollen solche Roboteranzüge die Arbeit erleichtern. Andere Roboter können unzugängliche Betonwände wie zum Beispiel in der Atomruine Fukushima emporkriechen, wieder andere riesige Solaranlagen säubern oder auch Tomaten und Erdbeeren ernten.


Doch Japan wäre nicht Japan, wenn nicht auch verspielte, niedliche Unterhaltungsroboter wie die kleinen Humanoide «Alpha1S» und «Alpha2» aus dem Hause UBTECH Robotics ihren Auftritt in Tokio hätten. Ähnlich gelenkig wie ihre menschlichen Ebenbilder tanzen sie an diesem Tag unablässig zu japanischer Pop-Musik herum. Und weil Japaner nun mal alles lieben, was «kawaii» (niedlich, süß) ist, dürfen natürlich auch kleine, singende und tanzende Robotergirls im Lolita-Look nicht fehlen. Solche Roboter mögen in westlichen Augen etwas albern wirken, doch auch sie erfüllen ihren Zweck. «Dies ist ein Weg, um Roboter in das Leben von Menschen einzuführen», erklärte der britische Roboterentwickler Armando De La Rosa T. von der Firma Shadow.


Anders als im Westen, wo sich viele vor Robotern fürchteten, schaffe Japan eine «Kultur», in der die Bürger auf spielerische und unterhaltsame Weise auf die Zukunft vorbereitet würden, wo Roboter angesichts der fortschreitenden Überalterung immer wichtiger würden. Der beste Roboter nütze nichts, wenn die Menschen nicht bereit seien, damit umzugehen, so der Brite. Seine Firma entwickelt feinfühlige Roboterhände, die unter anderem auch an der Universität von Bielefeld zum Einsatz kommen. Roboter könnten helfen, eine «bessere Zukunft» zu schaffen. Was wohl Leonardo da Vinci dazu gesagt hätte? Wenn der noch leben würde, davon ist der japanische Professor Asada überzeugt, «würde er sicher einen Roboter schaffen». (DPA)