Nicht jeder erhält es, aber diejenigen, die davon profitieren, freuen sich kurz vor Jahresende: Dann nämlich überweist ihr Arbeitgeber das Weihnachtsgeld. Auch wenn davon Steuern abgezogen werden, bleibt ein größerer Betrag als in den anderen Monaten des Jahres auf dem Konto. Nun stellt sich die Frage, wie Verbraucher dieses Geld nutzen können. Naheliegend wäre, es für Weihnachtsgeschenke auszugeben oder für eine Urlaubsreise. Doch es geht auch anders:
Schulden tilgen: «Ich würde das Weihnachtsgeld nutzen, um teure Kredite abzulösen», sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main. «Das ist renditemäßig das Beste.» Dem stimmt auch Thomas Pfister von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu: «Die Zinsen, die ich für meinen Kredit zahle, sind immer höher als die, die ich für meine Anlage erhalte - insbesondere in der aktuellen Niedrigzinsphase.»
Reserve anlegen: «Jeder sollte eine Liquiditätsreserve von mindestens drei Nettogehältern haben», rät Pfister. Damit könnten unvorhergesehene Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine finanziert werden. Herbst setzt die Summe niedriger an: «Man sagt immer wieder, ein bis zwei Monatsgehälter sollte man zur Verfügung haben, aber das haben sicher die wenigsten.» Arbeitnehmer, die keine Reserve haben, könnten das Weihnachtsgeld auf ein Tagesgeldkonto überweisen. Die Zinsen seien zwar zurzeit gering, aber dort sei es jederzeit verfügbar.
Geld investieren: Wer weder Schulden tilgen noch eine stille Reserve anlegen muss, kann sich überlegen, sein Weihnachtsgeld langfristig anzulegen. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Bonus zum Jahresende allein ausreicht für eine sinnvolle Investition. «Auf Weihnachtsgeld muss ich ja auch Steuern zahlen, da bleibt oft nicht viel übrig», gibt Herbst zu bedenken. Wer beispielsweise 1500 Euro zur Verfügung hat, erhalte auf ein Festgeld, verzinst mit einem Prozent, nach zwölf Monaten gerade einmal 15 Euro Zinsen. «Da sollten es schon mindestens 5000 Euro sein, damit es sich lohnt.»
Risikobewusste Anleger könnten ihr Geld beispielsweise in Exchange Traded Funds (ETF) anlegen, schlägt Pfister vor. «ETFs sind passiv gemanagt, dadurch sind ihre Kosten niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds.» Sie bilden einen Index ab. «Je größer der Index, desto breiter sind auch die Risiken gestreut.»
Uwe Eilers von der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg empfiehlt Mischfonds. «Dort sind Aktien und Anleihen in einer breiten Mischung vertreten, dadurch ist das Risiko eines totalen Wertverlustes minimiert.» Allerdings ist es sinnvoll, hier mehr als nur das Weihnachtsgeld einzubringen: «Die Investition lohnt sich nur, wenn man regelmäßig weiter einzahlen kann. Sonst ist die Kostenquote, verursacht durch Provision und Depotgebühren, zu hoch.»
Jahresbeitrag für Versicherungen zahlen: Am Anfang des Jahres werden oft Versicherungsprämien fällig, etwa für die private Haftpflicht oder das Auto. Arbeitnehmer könnten das Weihnachtsgeld über die Feiertage aufheben und für die jährliche Zahlung der Beiträge nutzen, rät Pfister. Auf diese Weise bleibt das Konto im Plus.
Wer statt einer jährlichen Zahlung monatliche Raten vereinbart hat, sollte seinen Vertrag möglicherweise umstellen. «Viele Versicherungen verlangen bei monatlicher Zahlung einen Zuschlag, weshalb es sich häufig lohnt, die Beiträge einmal im Jahr zu zahlen», erklärt Pfister. Grundsätzlich rät er aber dazu, sich über das Jahr eine Reserve für Versicherungsbeiträge anzusparen, statt auf das Weihnachtsgeld zu setzen. Schließlich sei das nicht immer planbar. (DPA/TMN)