Die vor eineinhalb Jahren eingeführte Rente mit 63 ist bei älteren Arbeitnehmern sehr gefragt. Allein im laufenden Jahr stellten schon 221 000 Menschen einen Antrag, wie DRV-Vorstandschef Gunkel bei der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund sagte. Bis Ende Oktober hätten somit insgesamt 427 000 Menschen von der Möglichkeit für Versicherte mit 45 Beitragsjahren Gebrauch gemacht, ab 63 Jahren abschlagsfrei in Rente zu gehen. Koalitionspläne, den Arbeitnehmern fließendere Übergänge in die Rente zu erleichtern, begrüßte die Rentenversicherung - mahnte aber ein behutsames Vorgehen an.
Die Rente mit 63 war ebenso wie die verbesserte Mütterrente für Eltern mit vor 1992 geborenen Kindern Teil des schwarz-roten Rentenpakets vom 2014. Teil des Koalitionskompromisses war damals, den Eintritt in den Ruhestand flexibler zu gestalten. Dazu legte die Koalition im November ein Konzept vor.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hatte erst vor wenigen Wochen erneut kritisiert, dass die Rente mit 63 die Zahl älterer Facharbeiter ausgedünnt habe. Gunkel merkte an, die Rentenversicherung wisse nicht, wann und mit welcher Rentenart die Betroffenen ohne die Reform in Rente gegangen wären.
Bei den Kosten zeichne sich ab, dass es bei den Schätzungen der Bundesregierung zum Rentenpaket bleibe. Demnach stiegen die Rentenausgaben einschließlich Krankenversicherung der Rentner durch das Paket 2014 um 4,3 und 2015 um 8,8 Milliarden Euro, sagte Gunkel. Die Mütterrente verursacht im laufenden Jahr Mehrausgaben von 6,3 Milliarden Euro.
DRV-Präsident Axel Reimann begrüßte im Grundsatz die Koalitionspläne für die Flexi-Rente. Die Schaffung möglichst praktikabler flexibler Übergänge vom Erwerbsleben in die Rente liege auch im Interesse der Rentner und Beitragszahler. Nach dem Konzept von Union und SPD soll mehr vom Zuverdienst behalten können, wer bereits mit 63 in Teilrente geht. Zudem soll es attraktiver werden, nach Erreichen des regulären Rentenalters zusätzlich zur Rente etwa in Teilzeit weiterzuarbeiten.
Reimann forderte, die geplante Reform zeitlich gestaffelt in Kraft zu setzen. So sei die Neuregelung der Hinzuverdienstgrenzen technisch sehr aufwendig und solle nicht vor dem 1. Juli 2017 in Kraft treten. Andere Vorschläge der Koalitionsarbeitsgruppe seien deutlich früher umsetzbar, etwa die geplante Ergänzung der Renteninformation mit Hinweisen, wie sich ein Hinausschieben des Rentenbeginns lohnen kann oder eine vorzeitige Inanspruchnahme von Renten wirkt.
Insgesamt dürften die Ausgaben der Rentenversicherung 2015 um 4,5 Prozent auf insgesamt 272,1 Milliarden Euro steigen, wie Gunkel sagte. Die Einnahmen bezifferte er auf 270,2 Milliarden. Er bekräftigte, dass der derzeitige Beitragssatz in Höhe von 18,7 Prozent bis 2020 stabil bleiben dürfte.
Die Rentner können sich Mitte 2016 wohl auf die größte Erhöhung ihrer Bezüge seit der Jahrhundertwende freuen, wie Gunkel bekräftigte. Das Rekord-Plus könnte nach jüngsten Schätzungen vier bis fünf Prozent ausmachen. (DPA)