Der Kampf gegen die Immunschwäche-krankheit Aids macht Fortschritte. Inzwischen hätten 15,8 Millionen Menschen mit HIV Zugang zu einer antiretroviralen Therapie, die den Ausbruch von Aids verzögere, berichtete das Anti-Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) am Dienstag in Genf. Mit 41 Prozent der infizierten Erwachsenen erhielten im Vergleich zu 2010 doppelt so viele infizierte eine Therapie. Auch bei HIV-infizierten Kindern habe sich der Anteil der Behandelten auf 32 Prozent verdoppelt.
2014 lebten laut UN weltweit 36,9 Millionen Menschen mit dem Virus. Zwei Millionen steckten sich 2014 an. 1,2 Millionen Menschen starben im vergangenen Jahr an Krankheiten im Zusammenhang mit Aids.
«Alle fünf Jahre haben wir die Zahl der Menschen mit lebensrettender Behandlung verdoppelt», sagte UNAIDS-Direktor Michel Sidibé im Vorfeld des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Wenn dieser Trend anhalte, könne Aids gestoppt werden. «Das ist eine aufregende Zeit», sagte Sidibé weiter. Bis 2030 soll die Epidemie gestoppt sein. Dafür ist aber auch wichtig, dass Infizierte von ihrer Krankheit erfahren: Laut UN leben 17,1 Millionen Menschen mit dem Virus, ohne es zu wissen.
Für weitere Fortschritte sei eine noch wirksamere Kampagne nötig. Zielgruppen wie Drogenabhängige und Prostituierte müssten in vielen Ländern besser erreicht, die Gelder für Aufklärung vor allem in Gegenden mit der höchsten HIV-Rate eingesetzt werden. Die UN schätzt, dass 2020 ein Betrag von 31,1 Milliarden Dollar nötig sein wird für die weltweiten Anti-Aids-Maßnahmen. 2014 waren es 20 Milliarden Dollar.
In den einzelnen Teilen der Welt ist die Versorgung der Infizierten sehr unterschiedlich. So erhalten laut UN nur etwa 14 Prozent der Betroffenen in Nordafrika und dem Mittleren Osten eine Therapie. Ähnlich gering sind die Aussichten auf Behandlung in Osteuropa und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Überdurchschnittlich gut sind die Chancen für Infizierte in Europa, Nord- und Lateinamerika sowie der Karibik.
Laut UN tragen eine ganze Reihe vorbildlicher Projekte zu den Fortschritten bei: So wurden in Kenia die Prostituierten genauer erfasst und mit umfassenden HIV-Schutzmaßnahmen versorgt. Im Iran erhielten in 142 Gefängnissen die Drogenabhängigen die Ersatzdroge Methadon - womit die Infektionsgefahr über mehrfach genutzte Spritzen sinkt. In einer Region im ostafrikanischen Malawi erhielten 16 000 Menschen einen Selbst-Test, 76 Prozent machten den Test und wandten sich an einen Aids-Berater.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen forderte weitere Anstrengungen. «Wir dürfen bei der Bekämpfung von Aids nicht auf halbem Weg stehen bleiben», sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. «Die Behandlung sehr viel früher anzufangen als bisher, verhindert auch weitere Ansteckungen und hilft so, die HIV/Aids-Epidemie endlich in den Griff zu bekommen.»
In Deutschland hatten sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) 2014 etwa 3200 Menschen mit HIV angesteckt. Damit sei die Zahl der Neuinfektionen trotz Aufklärungskampagnen und Medikamenten seit 2006 nahezu unverändert, teilte das RKI kürzlich mit. Die Schätzung beruht auf Modellrechnungen, da HIV oft erst Jahre nach der Infektion festgestellt wird.
In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich weltweit etwa 78 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Die Hälfte von ihnen starb. Seit 2000 wurden den UN zufolge geschätzt 187 Milliarden Dollar (176 Milliarden Euro) in den Kampf gegen HIV investiert.
Wo man einen HIV-Test machen lassen kann
Arztpraxen und Gesundheitsämter bieten HIV-Tests an. Ebenso auch manche Aidshilfen oder Einrichtungen für homosexuelle Männer. Bei den Gesundheitsämtern ist der Test entweder kostenlos, oder man muss eine geringe Gebühr zahlen. Darauf weist die Deutsche Aids-Hilfe hin. Außerdem muss man dort seinen Namen nicht nennen. Lässt man den Test hingegen in einer Arztpraxis machen, lande das Ergebnis in der Regel in der Krankenakte. Auf der Homepage der Deutschen Aids-Hilfe unter www.aidshilfe.de findet man eine Liste mit Anbietern in Deutschland. (DPA)