Erneut ist im Südwesten ein Wolf entdeckt worden - doch wieder nur ein toter. Autofahrer fanden das männliche Jungtier bereits am Donnerstag auf der Autobahn 8 Stuttgart-München in der Nähe von Merklingen (Alb-Donau-Kreis), wie das Agrarministerium am Montag in Stuttgart mitteilte. Erst im Sommer war ein toter Wolf auf der Autobahn 5 bei Lahr aufgefunden worden. Das Raubtier war vor 150 Jahren im Südwesten vom Menschen ausgerottet worden.
«Zwei Wolfsfunde innerhalb kurzer Zeit - erst in Baden, jetzt in Württemberg - machen deutlich, dass wir mit weiteren Tiere rechnen können», sagte Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne).
Wie schon beim Fund im Badischen, versuchte der Grünen-Politiker zunächst mal zu beruhigen: «Anders als es Märchen schildern, sind Wölfe eher scheu und keine Gefahr für den Menschen», sagte Bonde. Wölfe seien auch nicht originär auf Nutztiere aus. Nach dem Fund im Sommer hatte vor allem der Landesschafzuchtverband (LSV) nervös reagiert: «Die Angst ist da», sagte damals die Geschäftsführerin Anette Wohlfarth. Das Raubtier sei vor 150 Jahren bewusst ausgerottet worden. «Die werden damals ihre Gründe gehabt haben.» Der letzte Wolf in Württemberg war 1847 erlegt worden, der letzte badische 1866 bei Zwingenberg im Odenwald.
Im Land gibt es einen sogenannten Handlungsleitfaden Wolf, der für den Fall des Auftretens von Wölfen einen Maßnahmenkatalog und Handlungsroutinen festlegt. Wölfe sind eine streng geschützte Art. 38 Rudel dürften nach neusten Schätzungen des Naturschutzbundes Nabu inzwischen wieder in Deutschland leben, vor allem im Osten.
Verschiedene Verbände, darunter Nabu, BUND und Jagdverband, haben einen Wolfsrissfonds ins Leben gerufen, über den durch Wölfe geschädigte Nutztiere schnell finanziell ersetzt werden. Das Land fördert die Erstattung mit 70 Prozent. «Die meisten Schäfereien stehen bereits heute mit dem Rücken an der Wand, eine weitere Belastung - etwa durch den Wolf - könnte sie zur Aufgabe zwingen», sagte Nabu-Landeschef Andre Baumann. Er freue sich über den Wolf, die Natur brauche aber Schafherden als Landschaftspfleger.
Unter Leitung des LSV wird aktuell getestet, wie sich Schaf- und Ziegenherden besser vor Wölfen schützen lassen, etwa mit mobilen Zäunen und Herdenschutzhunden. «Wir benötigen einen praktikablen Herdenschutz, der hier bei uns in Baden-Württemberg funktioniert», erklärte Wohlfarth. Nach Angaben des Grünen-Naturschutzexperten Markus Rösler hat das Land für das 2015 begonnene Projekt 200 000 Euro zur Verfügung gestellt.
Da auch dieser zweite Wolf im Land von einem Auto überfahren wurde, forderte der Landesjagdverband erneut «sichere Wanderwege für das heimische Wild und eine konsequente Umsetzung des Generalwildwegeplans». Sowohl das Rotwild als auch der Wolf bräuchten Grünbrücken und geeigneter Wanderkorridore über Landesgrenzen hinweg.
Der tote Wolf von der A8 wird an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin abgegeben, das sich auf die Untersuchung von toten Wölfen spezialisiert hat. Die Herkunft soll über die Auswertung genetischer Proben geklärt werden. Laut Ministerium könnte er ebenfalls aus der Alpenpopulation stammen, aber auch aus Ostdeutschland. Der Fundort befinde sich in einem Wildtierkorridor, unweit einer Stelle, an der vor einigen Jahren auch schon ein Luchs überfahren worden sei. (DPA/LSW)