Dortmund (dpa) - Selbst die mitfühlende Umarmung seines Kollegen Thomas Tuchel spendete kaum Trost. Dafür saß der Frust bei Jürgen Kramny über das am Ende deutliche 1:4 (1:2) der Stuttgarter in Dortmund zu tief. Obwohl der VfB nur fünf Tage nach der Trennung von Alexander Zorniger einen Aufwärtstrend erkennen ließ, stand die dritte Schlappe in Serie mit vier Gegentoren zu Buche. «Natürlich hatte ich mir einen besseren Start gewünscht, aber das ist kein Wunschkonzert», klagte Fußball-Lehrer Kramny.
Vor allem in den ersten 20 Minuten muss ihm gedämmert haben, auch welche Herkulesaufgabe er sich beim Abstiegsaspiranten eingelassen hat. Schließlich lag der VfB zu diesem Zeitpunkt durch die Treffer von Gonzalo Castro (3.) und Pierre-Emerick Aubameyang (19.) bereits 0:2 hinten. Doch mit erstaunlicher Moral kämpfte sich sein Team zurück in die Partie und brachte den großen Favoriten nach dem Anschlusstor durch Daniel Didavi (40.) zumindest für kurze Zeit ins Wanken.
Fragen nach seiner Zukunft im Verein hielt der neue VfB-Hoffnungsträger dennoch für entschieden verfrüht: «Ob es eine Interimslösung ist, wird sich zeigen. Leider habe ich das erste Spiel nicht erfolgreich abgeschlossen.»
Es passte ins Bild von einem vom Pech verfolgten Abstiegskandidaten, dass der Treffer zum 1:3 durch ein Eigentor fiel. Nach Flanke von Marco Reus beförderte Innenverteidiger Georg Niedermeier (65.) den Ball ins eigene Netz und besiegelte damit die bereits 10. Saisonschlappe seines Teams.
Dennoch werteten alle Beteiligten das Spiel vor 81 359 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park als Mutmacher. «Wir wollten nach einer turbulenten Woche mehr Stabilität reinbringen. Ich denke, dass ist uns trotz des 1:4 gelungen», befand Kramny. Ähnlich positiv fiel das Fazit von Christian Gentner aus. Trotzig nahm der Kapitän bereits die nächste Partie am kommenden Sonntag ins Visier: «Gegen Bremen gibt es für uns die große Möglichkeit, Kredit zurückzugewinnen bei den Fans und allen, die uns folgen.»
Im Gegensatz zum VfB machte sich bei der Borussia Erleichterung breit. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Hamburg (1:3) und Krasnodar (0:1) festigte der Revierclub seinen zweiten Tabellenplatz. Dabei verdiente sich vor allem Edelreservist Gonzalo Castro Bestnoten. Der ehemaligen Leverkusener schoss seinen ersten Bundesligatreffer für den BVB und bereite das 2:0 von Aubameyang mit der Hacke sehenswert vor. «Keine Ahnung, ob es mein bestes Spiel für den BVB war. Ich bemühe mich Tag für Tag, besser zu werden», sagte Castro, der nach Startschwierigkeiten zu Saisonbeginn mehr und mehr zu einem festen Kandidaten für die Stammelf wird.
Auf gutem Weg zum Bundesliga-Torschützenkönig ist Aubameyang. Im 14. Punktspiel gelangen ihm die Saisontore 16 und 17. Das schaffte zuletzt Gerd Müller (1976/77; 19 Tore). Gut möglich, dass der pfeilschnelle Gabuner seine bereits im Sommer angekündigten 20 Saisontreffer bereits zur Winterpause beisammen hat. Lächelnd stellte er weitere Tore in Aussicht: «Ich muss versuchen, frisch zu bleiben und mich zu erholen. Dann ist es möglich, bis Weihnachten noch drei weitere zu schießen.» (DPA)
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 70,5 - 29,5
Torschüsse: 14 - 8
gew. Zweikämpfe in %: 64,4 - 35,6
Fouls: 10 - 13
Ecken: 5 - 4
Quelle: optasports.com