Der Übernahmepoker zwischen Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia und der Deutschen Wohnen AG nimmt eine neue Wendung. Die Deutsche Wohnen kauft für rund 1,2 Milliarden Euro einen großen Immobilien-bestand und will damit offensichtlich die Übernahme durch Vonovia abwehren. Nach einer Vereinbarung vom Freitag erwerbe man vom Augsburger Konkurrenten Patrizia rund 13.600 Wohnungen, teilte Deutsche Wohnen in Berlin mit. Frühere Käufe eingerechnet wechselten damit 15.200 Wohnungen im zweiten Halbjahr von Patrizia an Deutsche Wohnen.
Rund 5600 der Wohnungen sind in Berlin, 3800 alleine in Kiel.
Der milliardenschwere Zukauf dürfte die geplante Übernahme der Deutsche Wohnen deutlich verteuern. Der Deal wurde kurz vor der Entscheidung der Vonovia-Aktionäre über ihr Angebot an die Deutsche Wohnen bekannt. Am Montag sollen die Anteilseigner von Vonovia (früher Deutsche Annington) in einer außerordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf einer Kapitalerhöhung zustimmen. Diese ist notwendig, um die bislang auf rund 14 Milliarden Euro taxierte Übernahme zu finanzieren.
Die Versammlung finde trotz der neuen Wendung wie geplant statt, sagte ein Vonovia-Sprecherin am Samstag. Man werde die Lage neu bewerten. Stimmen die Aktionäre zu, will das Unternehmen nach bisherigen Plänen den Eignern der Deutschen Wohnen Anfang Dezember ein Übernahmeangebot vorlegen. Vonovia hat derzeit rund 376 000 Wohnungen, bei Deutsche Wohnen waren es Ende September 147 000.
Die Deutsche Wohnen stemmt den Zukauf je zur Hälfte aus Bankkrediten und eigenen Mitteln. Das Management wehrt sich bereits länger gegen die Mitte Oktober angekündigte Offerte von Vonovia. Das Angebot entspreche nicht dem Wert von Deutsche Wohnen und die in Aussicht gestellten Sparziele seien nicht realistisch, schrieb Deutsche-Wohnen-Vorstandschef Michael Zahn in einem Brief an die Aktionäre.
Vonovia hatte sich erst im vergangenen Jahr den Konkurrenten Gagfah für rund 4 Milliarden Euro einverleibt und auch danach noch weiter zugekauft. Deutsche Wohnen wiederum hatte 2013 den Wettbewerber GSW für 1,7 Milliarden Euro übernommen und im September den LEG-Kauf angekündigt - diese Pläne im Oktober aber wieder abgesagt. (DPA)