Neues Kirchengesetz: Nur ein Ratsgremium für mehrere Gemeinden

Die evangelische Kirche verliert Jahr für Jahr Mitglieder und will jetzt Verwaltungskosten in den schrumpfenden Gemeinden einsparen: Die können sich künftig zu «Verbundgemeinden» zusammenschließen. Dazu hat das evangelische Kirchenparlament auf seiner viertägigen Herbsttagung, die am Donnerstag zu Ende ging, in Stuttgart ein Gesetz beschlossen. Außerdem hat die Synode ein millionenschweres Flüchtlingspaket verabschiedet und religiöse Gewalt verurteilt. Die künftig möglichen Verbundgemeinden haben nur einen Kirchengemeinderat und können zum Beispiel ihre Finanzverwaltung zusammenlegen. «Für Kirchengemeinden bedeutet das eine Einsparung an Verwaltungskosten», sagte der Sprecher der Landeskirche Oliver Hoesch.

Pfarrer hätten aufgrund der Verschlankung mehr Zeit für die Seelsorge. «Für Pfarrer werden Stellen in Verbundgemeinden künftig attraktiver sein», sagte Hoesch. Die Landeskirche hat in ihren 1316 Kirchengemeinden im vergangenen Jahr gut 20 000 Mitglieder verloren.


Das Kirchenparlament hat sich auch mit Flüchtlingshilfe beschäftigt und will in den nächsten zwei Jahren 10 Millionen Euro ausgeben, um Koordinationsstellen für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit von 12 auf 18 zu erhöhen. Hinzu kommen 3,2 Millionen Euro für Flüchtlingsarbeit im In- und Ausland, die unter anderem die Diakonie leistet. Die Landeskirche hat finanziellen Spielraum, weil sie im kommenden Jahr voraussichtlich 680 Millionen Euro Kirchensteuer einnimmt (plus 15 Millionen Euro). Die gute wirtschaftliche Lage im Südwesten kompensiere fehlende Einnahmen durch Austritte, sagte Hoesch.


Darüber hinaus haben die 98 Mitglieder des Kirchenparlaments religiöse Gewalt verurteilt und vor «Scharfmacherei gegen Muslime und Flüchtlinge» gewarnt. Um Jugendliche vor terroristischer Ideologie zu bewahren, müsse die Kirche Bildungs- und Beschäftigungsangebote machen. (DPA/LSW)