Junge und vielversprechende Unternehmen aus Deutschland kommen zunehmend besser an Risikokapital. «Es ist jede Menge Geld auf dem Markt zurzeit, wir haben fast eine Schwemme, das Geld sucht wirklich Anlagemöglichkeiten», sagte Peter Lennartz, Partner und Startup-Experte der Unternehmensberatung Ernst & Young, der Deutschen Presse-Agentur. Nach den USA würden jetzt auch in Deutschland erste größere Investmentfonds aufgelegt, so dass Startups auch mal bis zu 10 Millionen Euro an Land ziehen und ihre Geschäftsideen damit vorantreiben könnten.
Zu den derzeit attraktivsten Branchen zählen Dienstleistungen rund um Banken und Versicherungen – allein in Deutschland tummeln sich schon rund 350 Startups in diesem Geschäft. Aber auch bei Essensbestellungen, Mobilitätsdienstleistungen wie Car- und E-Roller-Sharing, im Immobilienhandel oder bei den Themen Lernen, Personalsuche und Talententwicklung tue sich sehr viel, sagte Lennartz. «Die nächste Welle wird im Bereich Gesundheit kommen.» Allerdings seien hier einmal mehr große US-Spieler deutlich schneller unterwegs - wie etwa der Internetgigant Google, der bereits große medizinische Studien auf Basis seiner Daten erstellt.
Auch europaweit hat die Digitalisierung die Gründerlandschaft vorangebracht und zu einem beliebten Ziel für Investoren gemacht, wie eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger ergab: Demnach haben europäische Digitalunternehmen in diesem Jahr insgesamt 5,7 Milliarden Dollar (rund 5,4 Mrd Euro) eingesammelt – 2014 seien es noch knapp 3 Milliarden Dollar gewesen. Der Unternehmenswert aller großen europäischen Startups wurde auf insgesamt 110 Milliarden Dollar beziffert.
Als weitere Finanzierungsform hat sich nach einer Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) bei den Startups auch die Schwarmfinanzierung über Plattformen wie seedmatch.de oder companisto.com etabliert. Wer sich hier mit Geldbeiträgen beteiligt, muss allerdings auch genau auf die Risiken schauen: Im untersuchten Zeitraum 2011 bis 2014 hätten die Kleinanleger etwa zehn Prozent des investierten Geldes verloren, weil die entsprechenden Firmen wieder vom Markt verschwanden. «Dies macht noch einmal deutlich: Crowdinvesting ist eine Form von Risikokapital, die zu Verlusten bei den Anlegern führen kann», hieß es in der Studie.
Dafür hatte das IfM-Forschungsteam 163 Finanzierungsrunden von 145 Unternehmen untersucht, die zwischen 2011 und 2014 gestartet wurden. Neben dem Kapitalzufluss ging es den Startups demnach bei den Kampagnen vor allem auch um den Werbeeffekt bei den Endkunden.
Hier sieht auch EY-Experte Lennartz einen wichtigen Nutzen von Crowdinvesting – umgekehrt bestünden allerdings für die jungen Unternehmen durchaus auch Risiken: Wenn eine Kampagne auf halbem Weg ins Stocken kommt und der Mindestbetrag nicht erreicht wird, könne sie schnell zum öffentlichen Misserfolg geraten, der auch bei der weiteren Suche nach alternativen Geldgebern hinderlich sein kann. Neben einer aussichtsreichen Geschäftsidee sollten Startups deshalb auch ein gutes Team mitbringen, das die Kommunikation über soziale Netzwerke perfekt beherrscht. Dann seien die Kampagnen auch schnell überzeichnet. «Das ist ähnlich wie bei einem Börsengang», sagte Lennartz. (DPA)