Die Mutter der acht im oberfränkischen Wallenfels gefundenen toten Babys hat am Wochenende ein Geständnis abgelegt. Die Frau habe eingeräumt, einige Säuglinge lebend geboren und anschließend getötet zu haben, sagte eine Polizeisprecherin. Die 45-Jährige sitzt demnach wegen des Verdachts mehrfachen Mordes in Untersuchungshaft. Auch gegen den Ehemann, von dem sie sich erst vor kurzem getrennt hatte, bestehe ein «gewisser Tatverdacht», sagte die Sprecherin weiter. Er sei vernommen worden, aber derzeit auf freiem Fuß.
Medienberichten zufolge hatte das Paar sowohl mit gemeinsamen Kindern als auch mit Kindern aus früheren Beziehungen jahrelang in Wallenfels gelebt. Eine Anwohnerin hatte am Donnerstag den Notruf gewählt, nachdem sie in der Wohnung die sterblichen Überreste eines Säuglings gefunden hatte. Daraufhin entdeckte die Polizei dort sieben weitere tote Babys, eingewickelt in Handtücher und Plastiktüten. Wann und wie sie starben, soll die Obduktion zeigen. Erste Ergebnisse wurden Anfang der Woche erwartet. An dem Haus legten Trauernde Kerzen, Kuscheltiere, Blumen und Engel ab.
Die Mutter war am Freitagabend in einer Pension in Kronach etwa 15 Kilometer vom Fundort der Leichen entfernt festgenommen worden. Ein 55 Jahre alter Mann, der bei ihr war, kam nach einer Vernehmung wieder auf freien Fuß. Gegen den derzeitigen Lebensgefährten habe sich der Tatverdacht nicht erhärtet, hieß es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Coburg. Der 45-Jährigen wird demnach derzeit Mord in sieben Fällen vorgeworfen. Unklar sei noch, ob ihr auch der achte Fall zur Last gelegt werde.
In Wallenfels herrschte auch am Sonntag Trauer und Fassungslosigkeit. Erst seien die Menschen im Ort durch die toten Säuglinge aufgewühlt worden, dann sei es in Paris zu den schrecklichen Terrorakten gekommen, sagte Bürgermeister Jens Korn (CSU) bei einer Ansprache zum Volkstrauertag. «Viele haben das Gefühl, ihre Welt ist völlig aus den Fugen geraten», sagte er bei der Zeremonie, die Kirche, Vereine und Kommune traditionell gemeinsam veranstalten. Er hoffe dennoch, dass durch all die Trauer in Wallenfels auch etwas Positives entstehe: «Dass wir noch enger zusammenrücken und dass wir noch mehr aufeinander achtgeben.»
Um Kindstötungen zu vermeiden, müssten Nachbarn und Freunde aus Sicht des Münchner Psychologen Klaus Neumann noch mehr aufeinander achten. «Das Umfeld der Frau ist nicht geeignet gewesen, um das zu verhindern», sagte er. «Das ist ein psychisches Schicksal, das sehr, sehr schlimm ist.» Die Frau habe offenbar niemanden gehabt, dem sie sich in dieser Situation habe anvertrauen können. Neumanns Schlussfolgerung: «Wir müssen mehr aufeinander achtgeben, miteinander reden und Möglichkeiten schaffen, solche Konfliktsituationen zu vermeiden.» (DPA)