Herthas Turban-Stürmer Salomon Kalou hat Hannover 96 einen erneuten Tiefschlag verpasst. Der mit einem ungewöhnlichen Kopfverband spielende Ivorer schoss die Berliner nach einer überragenden Leistung mit seinem ersten Dreierpack in der Fußball-Bundesliga (33./60./87. Minute/Foulelfmeter) zu einem 3:1 (1:0)-Erfolg und damit zumindest vorübergehend auf Platz vier. Hannover ging vor 40 200 Zuschauern leer aus und bleibt auf Rang 14.
Der Elf von Trainer Pal Dardai gelang damit auch die Wiedergutmachung für die 1:4-Heimpleite am vergangenen Samstag gegen Borussia Mönchengladbach. Die Niedersachsen dagegen verpassten nach dem glücklichen Sieg in Hamburg ein weiteres Erfolgserlebnis und zeigten insgesamt eine enttäuschende Vorstellung. Dem Japaner Hiroshi Kiyotake gelang per Foulelfmeter (70.) nur der Anschlusstreffer.
«Drei Tore in der Bundesliga ist schon ein außergewöhnlicher Moment», sagte Dardai nach dem Abpfiff im TV-Sender Sky über seinen Matchwinner, lobte aber auch: «Die ganze Mannschaft hat das gut gemacht und organisiert gespielt. Respekt.» Die erste Halbzeit fand der Ungar «komplett gut», die zweite «auch ordentlich». 96-Torwart Ron-Robert Zieler dagegen sprach von einem «Spiel zum Vergessen».
Das Aufbäumen der Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck in den letzten 20 Minuten kam zu spät, die Wende wie zuletzt beim 2:1-Sieg nach 0:1-Rückstand beim Hamburger SV gelang diesmal nicht mehr. Zu lange hatte bei den Gastgebern die Defensiv-Arbeit Priorität. In der Anfangsphase ließen dicht gestaffelte Abwehrreihen und frühes Stören auf beiden Seiten den gegnerischen Offensivbemühungen wenig Raum. Torchancen ergaben sich zunächst praktisch keine.
Insgesamt waren die Gäste aber von Beginn an das aktivere Team. Den Berlinern war der Wille zur Gladbach-Rehabilitierung deutlich anzumerken. Die Hertha war dominanter, hatte mehr Ballbesitz und wurde schließlich für ihr Engagement belohnt. Kalou ließ nach einem Konter mit seinem Schuss 96-Torwart Ron-Robert Zieler keine Chance.
Der Ivorer hatte sich gegen die Borussia eine Platzwunde an der Schläfe und eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Er spielte trotzdem mit einem weiß-blauen Kopfschutz und erzielte in unnachahmlicher Effizienz seine Saisontore fünf, sechs und sieben.
Bei Hannover lief wieder einmal alles fast nur über Kiyotake. Der kleine Japaner, der zuletzt nicht trainieren konnte, war der Dreh- und Angelpunkt des 96-Spiels. Kein Wunder, dass die erste Chance der Gastgeber ein Schuss des Japaners war, der knapp übers Tor der Hertha strich (44.). Teil der Berliner Defensive war überraschend auch Yanni Regäsel. Der 19-Jährige aus dem eigenen Nachwuchs durfte erstmals in der Bundesliga von Beginn an bei den Hertha-Profis mitspielen und erledigte seinen Job als Rechtsverteidiger gut.
Gegenspieler Felix Klaus machte es dem Startelf-Debütanten allerdings auch leicht. Der unauffällige Mittelfeldspieler wurde zur Pause von Frontzeck aus der Elf genommen und durch Allan Saint-Maximin ersetzt. Zunächst ohne Erfolg, im Gegenteil. Ein sehenswerter Konter über Fabian Lustenberger und Vladimir Darida landete beim gefährlichen Kalou, der Marcelo abschüttelte und nervenstark zum 2:0 einschob.
Zehn Minuten später leistete sich Marvin Plattenhardt ein Foul im eigenen Strafraum an Uffe Bech - den fälligen Strafstoß verwandelte Kiyotake. Doch anders noch als zuletzt in Hamburg, als ebenfalls Bech einen Elfmeter rausholte und Hannover noch die Wende gelang, machte es Berlin deutlich besser. Kalou verwandelte kurz vor Schluss nervenstark den Strafstoß zum 3:1 und wurde bei seiner Auswechslung in der 90. Minute von den mitgereisten Fans lautstark gefeiert. (DPA)
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 51,8 - 48,2
Torschüsse: 7 - 12
gew. Zweikämpfe in %: 38,8 - 61,2
Fouls: 19 - 9
Ecken: 2 - 2
Quelle: optasports.com