Im Norden Deutschlands wird weiterhin mehr geraucht als in der Südhälfte der Republik. Das geht aus dem neuen «Tabakatlas» hervor, den die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und das Deutsche Krebsforschungs-zentrum am Dienstag in Berlin vorstellten. Danach haben Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen den höchsten Raucheranteil: In diesen drei Bundesländern qualmen über 34 Prozent der Männer sowie mehr als 23 Prozent der Frauen. Die niedrigsten Werte finden sich in Bayern und Baden-Württemberg sowie bei den Frauen in Sachsen.
Insgesamt ist der Tabakkonsum aber auf dem Rückzug: Anfang der 90er Jahre rauchten bundesweit noch fast 37 Prozent der Über-14-Jährigen, zwischen 2009 und 2013 sank der Anteil von 30,5 auf 29,0 Prozent. Dieser Trend ist allerdings vor allem auf den deutlichen Rückgang jugendlicher Raucher zurückzuführen, bei Älteren bleiben die Werte relativ konstant. Mortlers Fazit lautet deshalb: «Tabakprävention muss weiterhin oben auf der politischen Agenda stehen.» Schließlich sei Rauchen «das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit».
Diese Einschätzung wird durch neue Berechnungen belegt, die sich ebenfalls im «Tabakatlas» finden. Danach sterben in Deutschland jährlich etwa 121 000 Menschen an den Folgen des Rauchens - 13,5 Prozent aller Todesfälle seien auf Tabakkonsum zurückführen. «Die Zigarette ist und bleibt ein Giftgemisch», beklagte Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum.
Sie forderte deshalb unter anderem eine massive Anhebung der Tabaksteuer und ein komplettes Werbeverbot für Tabak. Schließlich sei Deutschland das einzige EU-Land neben Bulgarien, das noch Außenwerbung für Zigaretten erlaube. Auch Mortler hält ein solches Werbeverbot für überfällig und versicherte: «Ich setze mich Tag und Nacht dafür ein.» Nach ihren Worten soll ein entsprechendes Gesetz voraussichtlich in dieser oder in der nächsten Woche vom Kabinett beschlossen werden. Wann ein Werbeverbot für Zigaretten in Kraft tritt, ließ die Drogenbeauftragte allerdings offen: «Ich kann mir vorstellen, dass es hier sicherlich eine Übergangszeit gibt.» (DPA)