Der FC Bayern München kann doch nicht alles gewinnen! Nach zehn Siegen zum Ligastart musste der Rekordmeister ausgerechnet bei der zuletzt kriselnden Frankfurter Eintracht die ersten Punkte abgeben und kam über ein enttäuschendes 0:0 nicht hinaus. Damit verpasste das Starensemble von der Isar auch die internationale Bestmarke von Tottenham Hotspur. Die Spurs brachten es in der Saison 1960/61 als bislang einziger Club aus einer der europäischen Topligen auf elf Siege zum Start. Die Bayern bleiben bei zehn Erfolgen stehen.
Zudem misslang die Generalprobe für die angestrebte Champions-League-Revanche gegen den FC Arsenal am kommenden Mittwoch. Vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena war der souveräne Tabellenführer am Freitagabend zwar wie erwartet drückend überlegen, konnte sich gegen die tapfer verteidigenden Hessen aber nicht wie gewohnt in Szene setzen.
«Es ist frustrierend, wenn man immer wieder anläuft und sich keine großen Torchancen erarbeitet. Wir haben uns vorgenommen zu gewinnen, aber die Frankfurter haben es clever gemacht», sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer. Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner war dagegen sehr zufrieden: «Das war eine Riesenleistung von unserer Mannschaft. Diese Leidenschaft in den ersten 45 Minuten und dann diese zweite Halbzeit, da kann man nur den Hut vor ziehen.» Es sei die richtige Reaktion gewesen, nachdem die Eintracht im Pokal in Aue Prügel bezogen habe.
Guardiola hatte sein Team im Vergleich zur Pokal-Gala beim VfL Wolfsburg am Dienstag auf drei Positionen verändert. Für David Alaba, Thiago und Thomas Müller standen Rafinha, Arturo Vidal und Arjen Robben in der Startformation. Auch Frankfurts Trainer Armin Veh hatte auf die Cup-Blamage beim Drittligisten Erzgebirge Aue mit drei Neuerungen reagiert. Bastian Oczipka, David Abraham und Aleksandra Ignjovski spielten für Constant Djakpa, Marco Russ und Stefan Reinartz.
Von Beginn an entwickelte sich der zu erwartende Einbahnstraßenfußball. Die Bayern drängten die Gastgeber sofort in die eigene Hälfte. Frankfurts Haris Seferovic, eigentlich Stürmer, wurde wechselweise von Douglas Costa oder Kingsley Coman zum zusätzlichen Linksverteidiger degradiert. Fast die komplette erste Halbzeit spielte sich in der Eintracht-Hälfte ab.
Allerdings stemmten sich die Hessen mit viel Herz gegen die bajuwarische Übermacht. Anders als noch im Pokal oder beim letzten Heim-Auftritt gegen Borussia Mönchengladbach (1:5) zeigten die Frankfurter zumindest kämpferisch eine überzeugende Leistung. Die Münchner taten sich daher zunächst auch schwer, zu Chancen zu kommen. Einzig Vidal prüfte Frankfurters Torhüter Lukas Hradecky auf Zuspiel von Robben mit einem Kopfball (11. Minute).
Die Eintracht fand offensiv dagegen gar nicht statt. Ein Fernschuss von Seferovic (12.), das war alles was die Hausherren zu bieten hatten. Der Bayern-Druck war so groß, dass es die Frankfurter erst nach etwas mehr als einer halben Stunde erstmals schafften, den Ball über mehr als zehn Stationen in den eigenen Reihen zu halten - die Fans dankten es mit lautem Jubel. Die erste eigene Ecke nach 38 Minuten wurde sogar mit Ovationen bedacht.
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel hätte die Eintracht sich aber fast um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. Nach einem Fehler von Carlos Zambrano hatte Douglas Costa freie Bahn, verfehlte das gegnerische Tor aber knapp. Insgesamt fehlte es dem Spiel des Rekordmeisters aber weiter an Esprit. Guardiola, der mit seinem Team wegen des dichten Terminkalenders erst am Spieltag angereist war, reagierte auf die insgesamt ideenlose und tempolose Vorstellung seines Starensembles und brachte kurz nach dem Seitenwechsel Nationalstürmer Müller.
Doch die Bayern taten sich weiter schwer und hatten plötzlich Glück, dass sie gegen die etwas mutiger werdenden Frankfurter nicht sogar in Rückstand gerieten. Doch Alexander Meier war nach einer Ecke zu überrascht und schoss vorbei (53.), Marc Stendera konnte einen Fehler des bis dato chronisch unterbeschäftigten Manuel Neuer nicht nutzen und scheiterte am Nationalkeeper (54.).
Danach nahm der Druck der Münchner zwar wieder zu. Müller, Robben, Lewandowski und Co. fanden aber weiter keine Lücken im dichten Frankfurter Bollwerk. Die Gastgeber hielten die Über-Bayern weiter in Schach und sorgten mit einer kämpferisch überragenden Leistung für eine kleine Sensation. (DPA)