Ohne Geld und ohne Grenzen: So funktioniert freie Software

Office-Pakete wie LibreOffice gibt es kostenlos. Illustration: Simon Chavez Foto: Simon Chavez
Office-Pakete wie LibreOffice gibt es kostenlos. Illustration: Simon Chavez Foto: Simon Chavez

Für Software können Computerbesitzer viel Geld ausgeben. Müssen sie aber nicht, denn es gibt kostenlose Programme, mit denen sich am Rechner fast alles erledigen lässt. Diese Programme können es dabei mit kommerzieller, professionell genutzter Software durchaus aufnehmen. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen freier Software und Software, die nur kostenlos ist - auch Freeware genannt. Freie Software, auch Open Source Software genannt, «basiert auf vier Prinzipien, auf vier fundamentalen Freiheiten», erklärt Matthias Kirschner, Präsident der Free Software Foundation Europe (FSFE).

Jeder hat damit das Recht, das Programm zu benutzen, zu verstehen, weiterzuverbreiten und zu verbessern.


Für Privatanwender bedeutet das unter anderem, dass sie ein solches Programm bedenkenlos kopieren und an Freunde weitergeben können. Das sei bei Freeware nicht immer der Fall, erklärt Kirschner. Da gibt es oft Einschränkungen - etwa dass ein Programm nur für private Zwecke, auf bestimmten Rechnern oder in bestimmten Ländern genutzt werden darf.


Zu den beliebtesten Open-Source-Programmen gehören etwa der Browser Firefox, das Mailprogramm Thunderbird und die Büroprogramme Openoffice oder Libreoffice. Größere Bekanntheit erlangte auch das Chatprogramm Pidgin. Es erlaubt eine verschlüsselte Kommunikation über den XMPP-Standard, der auch vom früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden eingesetzt wurde, um mit Journalisten zu kommunizieren, erklärt Kirschner.


Tatsächlich ist die Auswahl an kostenlosen und freien Programmen riesig. Wer sich da einen Überblick verschaffen will, findet auf Opensource-DVD einen guten Einstieg. Dort finden sich inzwischen mehr als 700 Programme, Spiele inklusive. Der Onlinekatalog ist die Idee von Christian Trabi. Angefangen habe es vor zehn Jahren als Opensource-CD mit etwa 50 Programmen, erklärt Trabi. Inzwischen füllt die Sammlung nicht nur eine, sondern gleich mehrere DVDs. «Und es sind alles Open Source Programme, die auf Windows-Rechnern laufen», sagt Trabi.


Zu den beliebtesten Downloads gehört der VLC Player, der nahezu jede Video- und Audio-Datei abspielt. Wer sich mehr für den Bereich Fotografie interessiert, sollte sich Digikam ansehen, eine Fotosuite zur Verwaltung und Bearbeitung von Fotos. Selbst Präsentationen wie Diashows lassen sich damit basteln, so Trabi. Wenn es um die reine Bildbearbeitung geht, führt kein Weg an Gimp vorbei. Die Nutzeroberfläche des freien Photoshop-Konkurrenten ist jedoch alles andere als einsteigerfreundlich. Deutlich schlanker, aber ebenfalls mit vielen nützlichen Funktionen ausgestattet ist Krita, sagt Trabi.


Wenn es eher um Grafikerstellung und -bearbeitung gehen soll, ist Blender 3D vor allem für diejenigen eine Empfehlung, die sich schon etwas mit dem Thema befasst haben, sagt Trabi. Mit dem komplexen Programm lassen sich Animationen und Filme erstellen. Einige, wie etwa «Big Buck Bunny», wurden sogar mit Preisen ausgezeichnet.


Wem eher nach dem Anschauen von Filmen zumute ist, dem empfiehlt Karsten Bunz von der Computerzeitschrift «Chip» Mediaportal und Kodi, zwei ausgewachsene Mediacenter-Programme. Weil Microsoft mit Windows 10 sein eigenes Mediacenter eingestellt hat, dürften die Programme gerade jetzt besonders interessant werden.


Um die Musiksammlung für das Mediacenter aufzustocken, lohnt sich ein Blick auf den Ripper fre:ac. Er kann Musik von CDs nicht nur in das MP3-Format, sondern auch verlustfrei in sogenannte FLAC-Dateien umwandeln. Fre:ac greift bei der Arbeit auf Datenbanken im Internet zu und erzeugt Tracklisten, so dass Nutzer nicht mehr jeden Titel per Hand eintippen müssen.


Wo freie Software an ihre Grenzen stößt, kann Freeware gute Dienste leisten. Das gilt etwa für den Videoschnitt, wie Bunz erklärt. Da wäre zum Beispiel Lightworks: Das Programm wurde eigentlich für Hollywood-Filme entwickelt, ist aber auch in einer Freeware-Version verfügbar. Einfacher zu bedienen ist Hitfilm 3 Express, dessen Anwender sich allerdings mit einer E-Mail-Adresse registrieren müssen. (DPA/TMN)